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Zeitschrift für christliche Kunst — 26.1913

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Heft 11
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Creutz, Max: Ein Emailkreuz des Eilbertus Coloniensis
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https://doi.org/10.11588/diglit.4358#0179

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319

1913.

ZEITSCHRIFT FÜR CHRISTLICHE KUNST — Nr 11.

320

zu handeln,die Theophilusin Kapitel LXXIV)
von dem Werke, welches man mit Stempel
aufdrückt, schildert: „In Eisen werden in
der Art wie auf Siegeln schmälere und
breitere Ränder eingegraben, in welchen
Blumen, Tiere oder Vögelchen oder mit Hals
und Schwänzen verkettete Drachen seien;
sie mögen nicht allzu tief, sondern nur etwas
eingegraben werden und mit Fleiß. Noch
lege dickes Blei auf Silber und hämmere es
tüchtig, so daß das Blei das dünne Silber so
kräftig in die Gravierung dränge, daß alle
Linien darauf vollkommen erscheinen. Diese
Arbeit ist sehr brauchbar, um die Ränder bei
Anfertigung der Altartafeln, Pulten, Schrei-
nen der heiligen Leiber/Büchern und welchen
Stellen es nötig wäre, wenn es etwas zierlich
und fein Getriebenes von leichter Ausführung
ist. Man macht desgleichen auch in Kupfer,
welches auf dieselbe Art dünn gemacht, ge-
reinigt, vergoldet und polirt wird. Hieraus
werden auch die Phylakterien gemacht, des-
gleichen die Reliquienkapseln." Von beson-
derm Interesse ist, daß Blei in die Streifen
hineingeschlagen wurde und Bleistreifen auf
den Holzkern des Kreuzes geschlagen sind,
um so den Stanzen einen stärkeren Halt
zu geben.

In ähnlicher Weise wie die Unterseite des
Welfenaltares mit einer Platte gebrannten
Kupfers, aus dessen ölfirnißschicht ein
Flächenmuster ausgekratzt und vergoldet
ist, so deckt auch die Rückseite des Kölner
Kreuzes eine ähnliche Platte gebrannten
Kupfers mit goldenem Rankenmuster.

Auf der Platte sind vier kleine und ein
großes Kreisfeld ausgespart. Der Grund
wurde hier mit Blei ausgeschlagen und in
Rauten oder Rosetten punziert. Diese Felder
sind umrahmt von goldenen Ranken in Form
von Lebensbäumen, die in feingezeichnete
Voluten mit gelappten Blättern, Früchten
und Ähren auswachsen. Besonders die Ähren
erinnern wieder an ähnliche Bildungen auf
der Unterseite des Tragaltares im Weifen-
schatze, während ähnliche Ranken auf dem
äußeren Rahmen desselben vorkommen. Die
Technik des gebräunten Kupfers durch auf-
geglühtes Leinöl, aus dem die zu vergolden-

s) Hgs, »Quellenschriften« Bd. 1. Theophilus,
»Schedula Diversarum arlium« (Wien 1874), S. 290.

den Ranken ausgekratzt werden, ist wieder
von Theophilus in Kapitel 704) beschrieben.
Von Falke unterscheidet hier das Dunkel-
braun des Kupfers nach Theophilus, das auf
seine niedersächsisch-westfälische Heimat
hindeute, von dem klaren, nicht dunklen
Braun der Arbeiten von Rhein und Maas,
eine Färbung, die auch beim Kölner Kreuz
in' Erscheinung tritt.

Das Kreuz war ein Pacificale oder Reliquien-
kreuz, das als Kußtafel gedient hat. Unter
einzelnen Emails befinden sich im}Eichen-
holz Vertiefungen für die Aufbewahrung von
Reliquien, die jetzt fehlen.

Für die Bewertung des Stückes ist von
besonderem Interesse die seltene Überein-
stimmung bis in alle Einzelheiten mit einem
der bedeutendsten Dokumente der Kölner
Kunst der ersten Hälfte des XII. Jahrh.

Man ist versucht, die Datierung des
Kreuzes weiter in das dritte Viertel des
XII. Jahrh. anzusetzen. Dem widerspricht
jedoch die Einfachheit der Emailtechnik,
die als frühe Vorstufe zu den koloristisch
wirksameren Arbeiten des Fredericus von
St. Pantaleon gefaßt werden muß. Auch
der Reichtum des Rankenwerkes auf der
Rückseite des Kreuzes scheint für eine
jüngere Zeit zu sprechen. Doch stehen diese
stark stilisierten Ranken den ornamentalen
Bildungen des XII Jahrh. näher wie den
gelappten Blättern der Zeit um 1180.

Mit dieser Erwerbung ist Köln wieder im
Besitz einer Arbeit seines berühmten Mei-
sters, dessen wichtigstes Werk, der genannte
Tragaltar des Weifenschatzes, aus Gmunden
mit vielen anderen rheinischen Arbeiten
wenigstens wieder nach Braunschweig, aller
Voraussicht nach, zurückkehrt. Mit einer
früheren Erwerbung der Emailplatte5) des
Fredericus von St. Pantaleon vom Kuppel-
reliquiar in Darmstadt, das mit der Kölner
Sammlung des Baron Hübsch nach dort kam,
sind jetzt beide Emailkünstler im Kunst-
gewerbemuseum vertreten.

Köln a. Rhein. Max Creutz.

4) a. a. O. S. 21.

5) Vgl. d. Verf. Neue Arbeiten aus der Kölner
Pantaleonswerkstatt des Fredericus in »Zeitschrift f.
christl. Kunst«, 1911, S. 209.
 
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