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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Heft 6 [März 1908]
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Rott, Hans: Bauspäne von einer anatolischen Reise
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0166

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der Sassanidenherrschaft, spätestens in die Epoche der Hedschra datiert, während die
neueste Forschung diesen Bau möglicherweise noch im XII. und XIII. Jahrhundert
enstanden sein läßt, freilich mit dem bedeutsamen Zusatz, daß wir über die gassanidische,
sassanidische und frühislamische Baukunst zur Zeit zu wenig wissen.

Das Zickzackmuster weist nach Mesopotamien. Dort haben wir in der gewaltigen
Tage Kesra, der bekannten Palastfassade von Ktesiphon (Abbildung 6), eine in Backstein
ausgeführte Parallele zu unsern Fassadenarkaturen, nur daß dort statt des Hufeisen-
bogens der Rundbogen herrscht, während sonst die gleiche Flächenaufteilung durch hori-
zontale und vertikale Glieder und Verwendung von Blendarkaden durchgeführt ist.1
Dieulafoy war geneigt, dies Bauwerk mit seiner vorgestellten Kulissenwand der Mitte

Abbildung 6. Palastruine von Ktesiphon. (Nach Dieulafoy.)

des VI. Jahrhunderts, der Regierung Kosraus I., zuzuweisen. Bekannt ist die alte Tra-
dition, daß die Zierglieder der Riesenfassade einst vergoldet gewesen sind. Auch darin
würde sich also ein Zusammenhang mit den bemalten Felsenportalen offenbaren.

Das gleiche Prinzip der Wandflächenbelebung durch Bogenblenden ist weiterhin
an dem persischen Palast zu Firuz-Abad, an der Straße von Schiras nach dem persischen
Golf, angewandt, dessen nördliche Fassade von zwei Reihen Blendarkaden eingenommen
wird, wie auch die Langseiten durch Wandpfeiler und Blendbogen gegliedert sind. Es ist
wohl ausgeschlossen, daß römische Vorbilder, etwa Aquarien, Theaterfassaden und Septi-
zonien, hier zu Grunde lagen. Auch bei diesem Bauwerk zeigt sich die Unsicherheit in
der Datierung: Verlegt der Architekt Dieulafoy diesen Palast in altpersische Zeit, so

1 Dieulafoy 1. e. IV, p. 22; V, PI. III, p. 63. Abbildung auch bei R. Borrmann, Geschichte der
Baukunst I, 305, Pig. 242.
 
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