Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

DOI Artikel:
Meyer, Kurt: Zur Baugeschichte des Doms in Brandenburg a. H.
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0195

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Zur Baugeschichte des Doms in Brandenburg a. H. 183

dreischiffige Gurtbogenanlage zu denken, die einfach mit einer flachen Holzdecke über-
deckt war.1 Daß diese Anlage nur eine provisorische gewesen sein kann, liegt bei dem
allgemeinen Charakter der Krypten auf der Hand. Sie hat denn auch schon im Anfang
des 13. Jahrhunderts einer zweischiffigen Gewölbeanlage weichen müssen.

Ob nun der erste Bau schon einen runden Chor gehabt hat, oder ob er platt
geschlossen gewesen ist, läßt sich mit Sicherheit heute nicht mehr feststellen. Ich möchte
an einen platten Chorschluß denken, denn ich wüßte keinen Grund anzugeben, wes-
halb man schon im Anfange des dreizehnten Jahrhunderts, wo mau nocb an keinen
gotischen Umbau dachte, den runden Chor
wieder abgebrochen haben sollte, um einen
polygonalen an seine Stelle zu setzen. An
sich ist ja auch ein platter Schluß für eine
Prämonstratenserkirche gar nichts so Merk-
würdiges, da das Mutterkloster Premontre bei
Laon, das ebenfalls platt geschlossen war, als
Vorbild dienen konnte. Nimmt man doch an,
daß auch der Havelberger Dom, ebenfalls eine
Prämonstratenserkirche, ursprünglich keine
Apsis gehabt hat, ein Umstand, der wieder
auf die Verwandtschaft der beiden Kirchen
hinweist.

Der Anbau des polygonen Chores, so-
wie der umfassende Umbau der ganzen Krypta
ist bisher allgemein in das Jahr 1235 und zwar
gleichzeitig mit der anstoßenden bunten Ka-
pelle versetzt worden. Nun aber hat die Apsis
größere Steine als die bunte Kapelle, ferner
sind ihre Fenster noch nicht so ausgesprochen
frühgotisch gestaltet wie bei der letzteren,
schwanken vielmehr in der Formgebung noch
zwischen Rundbogen und Spitzbogen. Auch
die Formsteine der Wulste, die außen an den
Fenstern herumgelaufen und an einer Stelle
noch erhalten sind, haben anderes Format Abbildung 7.

als die entsprechenden an der bunten Kapelle,

die wieder absolut mit denen im Kreuzgang übereinstimmen. Alsdann sind zu den
Bogen-Laibungen der Kryptenfenster besonders geformte große Wölbsteine verwendet
worden, während die Fenster der bunten Kapelle mit gewöhnlichen Ziegeln eingewölbt
sind. Ich möchte also annehmen, daß der Anbau des polygonen Chores schon etwa
ein Jahrzehnt vor Hinzufügung der bunten Kapelle stattgefunden hat, und habe des-
halb für ihn das Jahr 1225 angenommen. Bestimmtes läßt sich natürlich darüber
nicht mehr feststellen, zumal es gänzlich an Urkunden fehlt, die über den Bau aus

1 Die Annahme, daß ursprünglich allerdings eine zweischifflge Gurtbogenanlage vorhanden gewesen
ist, ist schon von Wernicke (siehe Bergau: Inventar der Bau- und Kunstdenkmäler der Mark Brandenburg) aus-
gesprochen worden. Ich werde in meiner Arbeit zeigen, daß sich auch diese Anschauung rechtfertigen läßt.
 
Annotationen