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Zeitschrift für Geschichte der Architektur — 1.1907/​8

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Schulz, Bruno: Die Ergänzung des Theodorich-Grabmals und die Herkunft seiner Formen
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https://doi.org/10.11588/diglit.19218#0216

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204

fehlende obere Schicht ergibt sich nun zunächst eine kleine horizontale Linie für die
Ausladung der Hängeplatte mit den Konsolen, dann das Profil der Platte mit ihrer
Korona, der Sima und dem Akroterienschmuck, das sich wieder an eine gerade Linie
von gleicher Richtung wie beim unteren Profil anschmiegen wird.

In der späteren, nament-
lich der syrischen Kunst tritt
diese steile Gesimsneigung
immer wieder auf; die Ge-
simse erhalten schließlich
statt kurvierter Formen nur
diese steile Schräge als Pro-
fillinie, und ihre Dekoration
sitzt als Flachornament in
der schrägen Fläche.1

Da, wo am Theodo-
rich-Grabe die Gebälkkröpfe
sich in der Wand totlaufen,
finden wir diese schräge
Linie gerade so wieder und
kennen damit, wenn auch
nicht das Profil, so doch
ungefähr die Neigung der
Profilausladung.

Über die Form des Ge-
bälks läßt sich auch einiges
aus den Einbindungsspuren
schließen. Es ist augen-
scheinlich aus zwei Schich-
ten gearbeitet gewesen, wie
die Absätze in den Einar-
beitungen in Höhe des Bo-
genkämpfers zeigen (Ab-

JErziqER,Zustand ReconstructIon * bildung 2), und wir werden

. nicht fehlgehen, wenn wir

~r+ i. i f i i i i | [ über dieser Kämpferlinie

Abbildung 6. des Bogens das ausladende

Die Türwand des oberen Zehnecks vom Theodorich-Grabmal. Geison, darunter Fries und

Architrav ergänzen. Für

die Höhe des Bogengeisons gibt uns die Höhe der Einbindung im Scheitel keinen An-
halt, da es häufig (Baalbek) vorkommt, daß das Gebälk eines solchen Ziergiebels oder
Bogens vorn höher reicht als hinten die Einbindung in der Mauer (vergl. Abbildung 3).
Wir würden also keinen Anhalt für die Höhe dieses Gesimses haben, wenn nicht die
horizontalen Einarbeitungen wären, die über der Kämpferlinie des Bogens die Kanten
der Türwand durchschneiden. Der Architekt hat hier (Abbildung 6) das begreifliche

1 Vergl. De Vogüe, Syrie centrale, Paris 1865—77.
 
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