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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 2.1926

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Sillib, Rudolf: Die Pfalzgrafen bei Rhein als Bücherfreunde
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https://doi.org/10.11588/diglit.30707#0050

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DiePfahgrafenbeiRheinalsBücherfreundö

Von Rudolf Lillib-Heidelberg

Wenn wir vor den iReihen der Standbilder der älteren Pfalzgrafen
am Friedrichsbau des Heidelberger Schlvsses fie betrachtend stille stehen,
so bleibt unser Blick vor allem an einer Gestalt Haften, deren geistige
Physiognomie eine auhergewöhnliche Ecscheinung vercät. Kraftvoll, in
zurückgebogener besonnener Haltung, hat Meister Sebastian Götz aus
Chur es verstanden, Kursücst iRuprecht I., natürlich im Sdealbilönis,
darzustellen, den eigentlichen Begründer der psälzischen Territorialmacht,
den Schöpfer der Heidelberger plniversität.

Ob der Pfalzgraf gelehrte Bildung genossen hat, ist uns nicht über-
liefert; aber wir wiffen, dah er mit dem bildungsfreundlichen Kaifer
Karl IV. nicht nur in politischen Dingen, wohl ebensosehr auch in feinen
literarischen Neigungen eng verbunden war. Der Kaiser und fein lReichs-
vikar, beide sind die iRepräsentanten neuer Gedanken, beide Gründer von
Vlniversitäten, von groher Empfänglichkeit für alle geistige Bildung.
Trotzdem es nicht besonders überliefect ist, ist anzunehmen, dah iRuprecht
von ähnlicher Liebe zu den Büchern beseelt war wie sein kaiferlicher Herr.
Die einzige erhaltene Nachricht, die iRuprechts Snterefse am Duch,
charakteristischerweise am deutschen Buch bezeugt, bezieht fich auf die
Weltchronik des iRudolf von Ems, jene von grohem sittlichen Ecnst er-
süllte Lehrdichtung, die der Gefinnung des fürstlichen Lesers besonders
entsprach; durch den Schceiber Sohannes von Speyer hatte fich iRuprecht
1365 die köstliche mit vielen Miniaturen auf Goldgrund gezierte Hand-
schrift, die heute nach mancherlei Wanderungen in der Fürstlich Fürsten-
bergischen Bibliothek in Donaueschingen aufbewahrt wird, herstellen
laffen. Auch iRuprechts Gemahlin Elifabeth, eine Lochter des Grafen
Johann von iNamur, wuhte das schöne Buch wohl zu fchätzen; eine wert-
volle Handschrift (?al. §erin. 24) der deutschen Predigten des Bruders
Berthold, die in ihrem Auftrag im Iahr 1370 geschrieben wurde, kündet
heute noch von dem geistigen Ernst der Pfalzgräfin.

Das Todesjahr lRuprechts I., 1390, ist öas Geburtsjahr der Pfälzer
Bibliotheken, zunächst der Bibliothek der Artistenfakultüt, öer damals der
Bücherbesitz des ersten Kanzlers der Vkniversität Konrad von Gelnhausen
und wenige Hahre fpäter durch entsprechende Stiftung des ersten iRektors
Marsilius von Snghen ein kostbares Erbe zufiel. ONit der Geschichte die-
ser und der Bibliothek der oberen Fakultäten ist hinfort die Fürsorge der
Pfalzgrafen eng verbunden. Als erster der Psalzgrafen erscheint lRup-
recht III., der deutsche König, der durch Schenkung der vom Fürstbifchof
von Bamberg, Grafen Albert von Wertheim, um 350 Gulden erkauften
Bibliothek des Bischofs Lambert von Brünn öer Vinivecsität auch nach
diefer iRichtung fein hohes Snteresse fürstlich bekund-et.
 
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