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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 2.1926

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Sillib, Rudolf: Die Pfalzgrafen bei Rhein als Bücherfreunde
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Schmitthenner, Adolf: Böses Gewissen
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https://doi.org/10.11588/diglit.30707#0057

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sind, davon überzeugt den Kundigen schon ein flüchtiger Blick in die
Handschristenkataloge der Bayrischen Staatsbibliothek in München. In-
dessen darf rnan sich nicht täuschen: Die fürstliche Munifizenz, öie nun
die Bibliotheken geniehen, sie entsprang weit weniger persönlichem Ver-
stänönis als vielmehr einer gewissen Mode. So gut wie die Pflege der
schönen Künste und des Theaters muhte auch die Hofbibliothek die glän-
zende Hofhaltung repräsentieren, zumal in der Zeit der philosophischen
Aufklärung und Schöngeisterei. So waren schliehlich die fürstlichen
Herren in ihrer persönlichen Stellungnahme zu ihren Bibliotheken dem
modischen, von Westen eindringenden Einfluh erlegen.

Wir haben durch die Iahrhunderte die Pfalzgrafen in ihrem Ver-
hältnis zum Buch in aller Kürze verfolgt. Wenn wir den Wert ihrer
Gesinnungen und Einsichten wägen, werden wir unbedenklich den alten
Kurfürsten vor den Vertretern der jüngeren Linien den Vorzug einzu-
räumen haben; sie stehen dem Buche mit ihren Migungen entschieden
persönlicher gegenüber. In der Wahl seiner Bücher erscheint Kur-
fürst Ludwig III. als Vertreter der mittelalterlich gebundenen Welt-
anschauung; seine Lochter Pfalzgräfin Mechthilde wendet sich bewuht
vom Traditionellen ab und bevorzugt die moderne ausländische Li-
teratur; Pfalzgraf Ottheinrichs Bücherleidenschaft gilt der Srwerbung
der geistigen Werte schlechthin, der Vergangenheit wie seiner Zeit, sein
Streben ist durchaus universal gerichtet.

Ludwig III. und Ottheinrich gemeinsam ist ihre Lineigennützigkeit,
sie sammeln mit stärkstem individuellem Antrieb, sie sammeln aber beide
bewuht für ihre Aniversität und für ihr Land; schon zu ihren Lebzeiten
verfügen sie über ihre Bücherschätze zugunsten ihrer Amgebung und
erweisen sich damit als beste Fürsten, als eminente Förderer der Kultur
ihrer Lande.

Böses Gewisfen.

Jch weih, was meinen Blick vom Pfühle
Zur schwarzen Fensternacht gesellt,

Wenn des vergangnen Tages Schwüle
Der Finsternis die Adern schwellt.

Jch kenn' es wohl, was durch die Glieder
Ein tränenloses Weinen zieht;

Du töricht Herz, warum denn wieder
Von alter Schuld das böse Lied?

Willst du öie Schmerzen, ach sie ruhten,
Vermeh'ner Fischer, gut im See;

Vom Grunde heben und verbluten
An neu gebroch'ner Wunde Weh?

Adolf Schmitthennev.

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