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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 2.1926

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Lohmeyer, Karl: Geleitwort
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https://doi.org/10.11588/diglit.30707#0011

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Geleitwort

^^DWW'itten im iRhein, vor der altsn kurpfälzischen Stadt Caub, liegt
ständig ein steinernes Schiff vor Anker, die Pfalz auf detn
^E^EP^^W^^^nstein. Snr Mittelalter erwachsen, hat sie öie be-
ginnende Barockzeit mit ihren malerifchen welschen Hauben nach Trierer
Art des Baumeisters Sebastiani überdacht und fo den Bau geschmeidig
der umgebenden Landschaft angepaßt. Sie hat auch den Bug des Schiffes
wirkungsvoll erneuert, auf dem der Pfälzer Löwe sein Wappen wie die
Galleone des Fahrzeugs in den Pranken hält.

Dies Werk hatte eine doppelte Aufgabe zu erfüllen. Jn alter Zeit
hat es zugleich den lRhein, diese große Derbindungsader zwischen Süden
und Aorden, als Zollstätte gesperrt oder auch wieöer symbolisch dann
den Aebergang über diesen Schicksalsfluß erleichtert.

And neben der Geschichte hat die Sage die Pfalz vielfach umzogen
und sie auch zur Wochenstube der ältesten Pfalzgräfinnen auf dem nahen
Stahleck werden lasfen, da öer Erbpfalzgraf nun einmal eben nur auf
der Pfalz bei Whein selbst geboren werden durfte.

An dem weiten Strom, gleichsam benachbart, ragt bei Whens eine
zweite Markstätte für Kurpfalz auf, der Königstuhl, auf sieben steinernen
Pfeilern einst die sieben Sitze der den römischen König kürenden Fürsten
mit ihren Wappenzeichen dahinter, tragend. Von hier aus tönte das
Hifthorn bis in die vier rheinischen Kurfürstentümer hinein, dabei also
auch in die erste weltliche Kur, die Pfalz inne hatte, und die erste geist-
liche, die der Kurfürst von Mainz besaß. And diese vier rheinischen
Kurfürsten hatten, auch abgesehen davon, daß sie in der Aeberzahl waren,
zumeist im Mittelalter die ausschlaggebende Macht in der Hand, denn
der Whein beherrschte das Weich.

Als 1346 derlReichsmarschall das Banner öes neugewählten Königs,
dem alten Brauche nach, hart am Rheinstrom aufpflanzte, stürzte unter
dem Rufe des Volkes „Vivm kex" dies Banner in den Fluß und ver-
schwand in ihm auf Mmmerwiedersehen, ebenso ein Worzeichen wie die
fünfundvierzig Aischen des Kaisersaals im Wömer von Frankfurt. Als
das Bild des Kaisers Franz II. 1794 die letzte Msche füllte, war das
Weich mit ihm zu Ende. Das Omen mit dem Banner erfüllte sich
 
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