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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 2.1926

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Hoenninger, Waldemar: Der Mächer. Heidelberger Originale von 1860-1920
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Walter, Friedrich: Ludwig I. und die Pfalz
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https://doi.org/10.11588/diglit.30707#0083

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An der Ostseite der Familiengcabstätten des Mannheinrec Fried-
hofes, unrnittelbar neben dern Grabe von Heckecs Dater, fällt dem Ve-
fucher ein groher Grabstein auf, der die feltfame Infchrift trägt:

Wehland wirst mir nie weilanö,

Gegenwart bleibst du mir immer.

So die Liebe zu öir,

So auch die Trauer um dich.

Die Onfchrift stammt von dem äöayernkönig Ludwig l., der diefes Denk-
mal seiner Srzieherin fetzte, der 1337 in Mannheim verstorbenen Hof-
rätin Louise Weyland geb. Aulber, Witwe des Goethefreundes Friedr.
Leopold Weyland, der als Arzt in Buchsweiler starb. „Mit mütterlicher
Liebe Pflegte fie in feiner Kindheit Beginn König Ludwig l., der ihren
Tod beweinte und diefes Grabmal setzte." -In der iReihe der Häufer,
die eine verfchwommene Aeberliefernng in Mannheim als Wohnstätte
irgend einer der zahlreichen Geliebten des Kurfürsten Karl Theodor be-
zeichnet, erfcheint auch das Haus lä 2, 3. Es ist aber ganz ehclicher Her-
kunft. Ludwig fchenkte es feiner von ihm hochverehrten Erzieherin.

Im zweibrückifchen Palais in 8 4 am Theaterplatz, wo jetzt die
Rheinifche Creditbank steht, betreute fie feine Kinderjahre. Ludwig war
1786 in Straßburg geboren, wo fein Vater, Pfalzgraf Max -Jofeph von
Zweibrücken, als Oberst des französischen iRegiments „Alface" stand.
Die Wevolution vertrieb feine Eltern; fie zogen nach Mannheim, wo
Max Iofeph und feine Gemahlin Auguste Wilhelmine, die liebreizende
heffen-darmstädtifche Prinzeffin, fehr beliebt waren.

Die aufgeregten -Iahre der iRevolutionskriege warfen ihren Wider-
fchein in Ludwigs Kinderstube, und vom Rationaltheater herüber wehte
künstlerifche Luft in das Palais Zweibrücken. Om Sommer wurde
Schwetzingen mit feinem herrlichen Schlohpark aufgesucht oder das länd-
liche Lustfchloß iRohrbach bei Heidelberg, das die zweibrückische Familie
erwarb. In Mannheim, im Exil, stacb 1795 der kunstbegeisterte, pracht-
liebende Herzog Karl August vonZweibrücken, derBruder MaxIofephs,
und nun war diefer der Erbe des von öen Franzosen besetzten zwei-
brückischen Landes, zugleich aber auch der nächste Anwärter auf den
Thron des kinderlofen Kurfürsten Karl Theodor von Pfalz-Bayern, der
fchon feit 1778 seine Mannheimer iResidenz mit der baycifchen Haupt-
stadt hatte vertaufchen müffen. Jn iRohrbach starb 1796 im Alter von
kaum 3O Oahren Ludwigs Mutter, und bald darauf fchritt Max Oofeph
zu feiner zweiten Ehe mit der badifchen Prinzeffin Karoline.

Iohann Anton Sambuga, der iReligionslehrer des jungen Ludwig,
berichtet von einer merkwürdigen Anterredung, die er mit dem Prinzen

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