Kurfürst Karl Theodor
und die Zndustrie des Bergischen Landes
Von Geh. Archivral Dr. Otto Bedlich
Von jeher haben die gewerblichen Erzeugnisse des BecgischenLandes
weit über die Grenzen Dentschlands hinaus lRuf und Bedeutung erlangt.
Jm wesentlichen war diese Industrie, bedingt durch die Bodenverhält-
nisse, aus genossenschaftlicher Grundlage erwachsen. Doch hat sie der lan-
desherrlichen Förderung nie ganz entraten können und durch mancherlei
Privilegien den Schutz des Landesherrn zugesichert erhalten. Je mehr
sie sich differenzierte und durch neue Verfahren ihr Gebiet erweiterte,
um fo mehr bedurfte fie dieses Schutzes, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Es ist bisher, soviel ich weiß,noch nicht im Zusammenhang gewürdigt
worden, welche Förderung die becgische Sndustrie dem Kurfürst Karl
Dheodor verdankt, obwohl deffen Hauptinterefse doch dem geistigen
Gebiet, Mnsik und Literatur, Kunst und Architektur zugewandt war. Es
ist ja auch fchwer festzustellen, inwieweit der Fürst perfönlich an diefen
Dingen inneren Anteil genommen hat. Denn er war fchließlich doch auf
die Berichte angewiefen, die ihm die jülich-bergische Hofkammer über
Anträge der Industriellen unterbreitete. Smmerhin fehlt es nicht an
mancherlei Anzeichen, daß ihm felbst ein besonderes Interefse für die
Fortschritte auf dem gewerblichen Gebiet eigen gewesen sein muß.
Von einem fo jugendlichen Fürsten, wie es Karl Theodor war, als
er zum ersten Male als Landesherr den Aiederrhein besuchte (1746—47),
wird man kaum verlangen können, daß er die Dedeutung der bergischen
Sndustrie gleich in ihrem vollen Amfange erkannt haben follte. Aber ihm
konnte wohl kaum verborgen bleiben, daß durch jene Jndustrie bedeutende
Werte erzeugt wurden, die zum Teil auch dem Staatsfäckel zugute kamen.
And hierfür mußte fein jugendliches Gemüt um fo empfänglicher sein,
als sein Hofhalt durch die Fülle von Festen reiche Mittel benötigte.
Sn der Zeit, da er in Düffeldorf Hof hielt und von hier aus gelegenb-
lich den Wittelsbacher Verwandten Kurfürst Clemens August in Bonn
besuchte und ein paar Wochen in Aachen Aufenthalt nahm, hat er, wie
glaublich berichtet wird, auch einen Abstecher ins Wuppertal gemacht.
Im Frühjahr 1747 befichtigte er in Barmen die dortigen Sndustrieerzeug-
nisse. Er konnte auch hier den gutgemeinten Weimereien nicht entgehen,
mit denen man ihm beim Einzug in Düsselöorf so reichlich aufgewartet
hatte. Ein Festgedicht, das die Empfindungen der Barmer zum Ausdruck
zu bringen unternahm, schloß mit den Worten:
„O lah das Fürstenhaus sv lang gesegnet blühen,
Äls sich des Kanfmanns Witz, des Bleichers Hand bemühen,
Ja, bis der Wupperstrom öas Barmen nicht mehr tränket
ülnd die Gemark nicht mehr aus ihre Handlung denket!"
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und die Zndustrie des Bergischen Landes
Von Geh. Archivral Dr. Otto Bedlich
Von jeher haben die gewerblichen Erzeugnisse des BecgischenLandes
weit über die Grenzen Dentschlands hinaus lRuf und Bedeutung erlangt.
Jm wesentlichen war diese Industrie, bedingt durch die Bodenverhält-
nisse, aus genossenschaftlicher Grundlage erwachsen. Doch hat sie der lan-
desherrlichen Förderung nie ganz entraten können und durch mancherlei
Privilegien den Schutz des Landesherrn zugesichert erhalten. Je mehr
sie sich differenzierte und durch neue Verfahren ihr Gebiet erweiterte,
um fo mehr bedurfte fie dieses Schutzes, um konkurrenzfähig zu bleiben.
Es ist bisher, soviel ich weiß,noch nicht im Zusammenhang gewürdigt
worden, welche Förderung die becgische Sndustrie dem Kurfürst Karl
Dheodor verdankt, obwohl deffen Hauptinterefse doch dem geistigen
Gebiet, Mnsik und Literatur, Kunst und Architektur zugewandt war. Es
ist ja auch fchwer festzustellen, inwieweit der Fürst perfönlich an diefen
Dingen inneren Anteil genommen hat. Denn er war fchließlich doch auf
die Berichte angewiefen, die ihm die jülich-bergische Hofkammer über
Anträge der Industriellen unterbreitete. Smmerhin fehlt es nicht an
mancherlei Anzeichen, daß ihm felbst ein besonderes Interefse für die
Fortschritte auf dem gewerblichen Gebiet eigen gewesen sein muß.
Von einem fo jugendlichen Fürsten, wie es Karl Theodor war, als
er zum ersten Male als Landesherr den Aiederrhein besuchte (1746—47),
wird man kaum verlangen können, daß er die Dedeutung der bergischen
Sndustrie gleich in ihrem vollen Amfange erkannt haben follte. Aber ihm
konnte wohl kaum verborgen bleiben, daß durch jene Jndustrie bedeutende
Werte erzeugt wurden, die zum Teil auch dem Staatsfäckel zugute kamen.
And hierfür mußte fein jugendliches Gemüt um fo empfänglicher sein,
als sein Hofhalt durch die Fülle von Festen reiche Mittel benötigte.
Sn der Zeit, da er in Düffeldorf Hof hielt und von hier aus gelegenb-
lich den Wittelsbacher Verwandten Kurfürst Clemens August in Bonn
besuchte und ein paar Wochen in Aachen Aufenthalt nahm, hat er, wie
glaublich berichtet wird, auch einen Abstecher ins Wuppertal gemacht.
Im Frühjahr 1747 befichtigte er in Barmen die dortigen Sndustrieerzeug-
nisse. Er konnte auch hier den gutgemeinten Weimereien nicht entgehen,
mit denen man ihm beim Einzug in Düsselöorf so reichlich aufgewartet
hatte. Ein Festgedicht, das die Empfindungen der Barmer zum Ausdruck
zu bringen unternahm, schloß mit den Worten:
„O lah das Fürstenhaus sv lang gesegnet blühen,
Äls sich des Kanfmanns Witz, des Bleichers Hand bemühen,
Ja, bis der Wupperstrom öas Barmen nicht mehr tränket
ülnd die Gemark nicht mehr aus ihre Handlung denket!"
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