Neuburg a. d.Donau, einepfähischeResideu;
Von Dr.-6ng. Wilhelm W. H ossm a n n - Mannheim
Heutigentags ist es wohl nur emem kleinen Kreis derer, öie sich
etwas näher über die Entstehung ihrer pfälzischen Heirnat unterrichtet
haben, geläufig, dah unter dem Landesbegrifs der ehemaligen „Chuc-
pfalz", auher dem Gebiet der bayrifchen iRheinpfalz, auch noch das nörö-
liche Baden mit Heidelberg, Schwetzingen, Mannheim und Leilen von
Heffen zu verstehen ist. Den allerwenigsten aber ist es gegenwärtig, was
die „Churpfalz" einst wirklich bedeutete und wie weit fich ihr Gebiet
erstreckte. Hn jahrhundertelanger Folge erweiterte die im dreizehnten
Iahrhundert errichtete Pfälzer Linie der Wittelsbacher die ihr einst zu-
geteilten Gebiete der Pfalz am iRhein, bis unter Karl Theodor das
ganze grohe Gebiet des heutigen Bayern, des nördlichen Baden, der
iRheinpfalz, eines grohen Teiles von Heffen und umfangreicher Gebiete
am Mittelrhein, an der Mofel und namentlich am Mederrhein in einer
Hand vereinigt waren. Hn all ihren nacheinander erworbenen und an-
gestammten Landesteilen bauten die immer kunstfreudigen und baulustigen
Fürsten ihre iRefidenzen grohartig aus oder richteten fie mit gleichzeitigen
Gründungen ganzer Stadtanlagen völlig neu auf. Einen grohen Teil
all diefer Schöpfungen hat der harte Lauf der Zeiten und fchwere Kriege
in Schutt und Afche gelegt, ja teilweise gänzlich vom Erdboden
getilgt. Die grohen pfalz-rheinifchen Fürstenfitze, deren volkstümlichster
und romantifchster Heidelberg ist, sind zur Genüge bekannt; hier soll eine
für heutige „pfälzifche Begriffe" weitentlegene Refidenz, Äeuburg a. D.,
betrachtet werden, deren Stadtbild, gleich io vielen anderen, die Schöp-
fungen der Pfalzgrafen ihr Gepräge gaben.
Der mähig hohe, nach der Donau steil abfallende felfige Hügel eines
nordöstlichen Ausläufers des Jura trug fchon in frühester -Zeit eine
römifche Defestigung „submomoriumch auf deren Trümmern fich nach
der Völkerwanderung Bajuwaren im 6. Hahrhundert anfiedelten. Sm
8. Hahrhundert war Muburg Bifchofsfitz,, um das Hahr 1O0O war die
alte Difchofskirche von Kaifer Heinrich II. wieder aufgebaut und Kloster-
kirche der Benediktinerinnen geworden. Der letzte Sproh öer Hohen-
staufen, Konradin, überlieh das bisher dem iReiche zugehörige Neuburger
Land HerzogLudwig demStrengen von Bayern, welcher an der Westfeite
der Hügel Gebäude für seine Verwaltung errichten lieh. Diefe und auch
verfchiedene fpäter entstandenen Bauten find nicht mehr vorhanden; der
ältefte noch bestehende Bau stammt, wie uns Schrötter in der Muburger
Chronik berichtet, von dem Wittelsbacher Herzog Stephan III., der fich
in den Hahren 1368—92 am Ostabhang des Hügels seine Residenz er-
baute, die heute nur noch unter der ihr von Ottheinrich angelegten Ver-
kleidung erkennbar ist. Anter ihm und dann in der wechfelvollen iReihe
19b
Von Dr.-6ng. Wilhelm W. H ossm a n n - Mannheim
Heutigentags ist es wohl nur emem kleinen Kreis derer, öie sich
etwas näher über die Entstehung ihrer pfälzischen Heirnat unterrichtet
haben, geläufig, dah unter dem Landesbegrifs der ehemaligen „Chuc-
pfalz", auher dem Gebiet der bayrifchen iRheinpfalz, auch noch das nörö-
liche Baden mit Heidelberg, Schwetzingen, Mannheim und Leilen von
Heffen zu verstehen ist. Den allerwenigsten aber ist es gegenwärtig, was
die „Churpfalz" einst wirklich bedeutete und wie weit fich ihr Gebiet
erstreckte. Hn jahrhundertelanger Folge erweiterte die im dreizehnten
Iahrhundert errichtete Pfälzer Linie der Wittelsbacher die ihr einst zu-
geteilten Gebiete der Pfalz am iRhein, bis unter Karl Theodor das
ganze grohe Gebiet des heutigen Bayern, des nördlichen Baden, der
iRheinpfalz, eines grohen Teiles von Heffen und umfangreicher Gebiete
am Mittelrhein, an der Mofel und namentlich am Mederrhein in einer
Hand vereinigt waren. Hn all ihren nacheinander erworbenen und an-
gestammten Landesteilen bauten die immer kunstfreudigen und baulustigen
Fürsten ihre iRefidenzen grohartig aus oder richteten fie mit gleichzeitigen
Gründungen ganzer Stadtanlagen völlig neu auf. Einen grohen Teil
all diefer Schöpfungen hat der harte Lauf der Zeiten und fchwere Kriege
in Schutt und Afche gelegt, ja teilweise gänzlich vom Erdboden
getilgt. Die grohen pfalz-rheinifchen Fürstenfitze, deren volkstümlichster
und romantifchster Heidelberg ist, sind zur Genüge bekannt; hier soll eine
für heutige „pfälzifche Begriffe" weitentlegene Refidenz, Äeuburg a. D.,
betrachtet werden, deren Stadtbild, gleich io vielen anderen, die Schöp-
fungen der Pfalzgrafen ihr Gepräge gaben.
Der mähig hohe, nach der Donau steil abfallende felfige Hügel eines
nordöstlichen Ausläufers des Jura trug fchon in frühester -Zeit eine
römifche Defestigung „submomoriumch auf deren Trümmern fich nach
der Völkerwanderung Bajuwaren im 6. Hahrhundert anfiedelten. Sm
8. Hahrhundert war Muburg Bifchofsfitz,, um das Hahr 1O0O war die
alte Difchofskirche von Kaifer Heinrich II. wieder aufgebaut und Kloster-
kirche der Benediktinerinnen geworden. Der letzte Sproh öer Hohen-
staufen, Konradin, überlieh das bisher dem iReiche zugehörige Neuburger
Land HerzogLudwig demStrengen von Bayern, welcher an der Westfeite
der Hügel Gebäude für seine Verwaltung errichten lieh. Diefe und auch
verfchiedene fpäter entstandenen Bauten find nicht mehr vorhanden; der
ältefte noch bestehende Bau stammt, wie uns Schrötter in der Muburger
Chronik berichtet, von dem Wittelsbacher Herzog Stephan III., der fich
in den Hahren 1368—92 am Ostabhang des Hügels seine Residenz er-
baute, die heute nur noch unter der ihr von Ottheinrich angelegten Ver-
kleidung erkennbar ist. Anter ihm und dann in der wechfelvollen iReihe
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