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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 2.1926

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Neumann, Carl: Der Kunstwert der Alten Neckarbrücke in Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.30707#0178

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Der Kunstwert der Alten Neckarbrücke «

Der Kunstwert der Alten Brücke in Heidelberg muh von zwei Ge-
sichtspunkten geschätzt werden: ihrem Eigenwert als Bauwerk samt ihren
bildhauerischen Denkmälern, sodann nach ihrer Eigenschaft im Zusammen-
hang der Heidelberger Landschaft.

Die gegenwäctige Brücke ist 1788 fectig geworden und ist die Aach-
folgerin der hölzernen Brücken, von denen die eine in den Greueln der
französischen Verwüstung durch Melac 1689 gesprengt wurde, Lie
andere, 1708/09 neuerstellte, durch die schreckliche Aaturkatastrophe vom
Februar 1784 vernichtet worden war. Ein Eisgang, der 39 Häuser sowie
die über dem Fluhufer aufragenden Weinberge zusammenrih, hat ein
Stück der Stadtmauer zerstört und den Oberbau der Brücke „wie einen
Federball" abgehoben. Die älteren Brücken hatten Steinpfeiler; die
Fahrbahn aber war aus Holz und trug ein Dach als Dieberbau. Es waren
also gedeckte Brücken, derengleichen es noch viele in Deutschland und der
Schweiz gibt (Säckingen, Luzern).

Die Brücke von 1788 wurde die erste massive Steinbrücke in Heidel-
berg. Der allgemeine Wunsch ging auf freie Aussicht von der Brücke,
also Entfernung des Daches. Biel älter sind die steinernen Brücken
von Regensburg (12. Iahrh.), Prag (14. Iahrh.), Frankfurt a. M. und
Würzburg (15. Hahrh.). Heidelberg war, jenen Siädten gegenüber, ob-
wohl Ldesidenz, ein kleiner Platz. Doch reichen die Steindenkmäler auf
denPfeilern der Prager und WürzburgerB.ücke nicht auf die Gründungs-
zeit zurück. Es sind spätere Zutaten des ausgehenden 17. und anfangen-
den 18. Oahrhunderts.

Hn der Zeit der Neugründung der Heidelberger Brücke sind auf da-
maligem Pfälzer Boden wie in den Bachbarbereichen noch mehr stein-
gewölbte Brücken entstanden. Die schönen Steinbrücken des unteren
Iagsttales sind aus dem 18. Hahrhundert. Aus Karl Theodors -Zeit
die Brücken in Aglasterhausen und Meckesheim, die sein Bildnisrelief tra-
gen, weit älter aber (16. Hahrh. 1574) die schöne Elzbachbrücke in Dallau,
oberhalb Mosbach, deren an- und absteigenöe Fahrbahn und deren
Pfeilerbildung zwischen den fünf gewölbten Bögen wie ein Muster dec
Heidelberger Brücke aussehen.

Die Bewehrung der fluhaufwärts gerichteten Pfeilerfeite mit spitzen
Wellen- oder Eisbrechecn kommt schon auf den massiven Steinwerken
der altrömischen Wasserleitungsüberfuhrungen und Brücken vor, und
ebenso begegnen altrömische Brücken mit steigender Fahrbahn (Durm.
Baukunst der lRömer, 2. Aufl., S. 460 ff.).

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