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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 2.1926

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Schmidt, Werner: Das Kurpfälzische Museum in Heidelberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.30707#0142

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Wer als Fremder vor dem Krieg nach Heidelberg kam, der ging,
wenn er die wenigen Sehenswürdigkeiten in der Stadt selbst und das
Schloß besichtigt hatte, vielleicht auch einmal unter dem Zwang eines
iRegentages in die „Städtischen Sammlungen". Aber es ist mehr als
zweiselhast, ob er bei einem Wiederkommen diesen Desuch wiederholt
hat und noch zweiselhafter, ob er irgendeinen bleibenden Eindruck von
diesen Sammlungen mit nach Hause nahm. Denn was sich dort zu-
sammengesunden hatte, war schließlich doch nichts anderes als ein reich-
lich unübersichtliches Konglomerat von vielen lokalgeschichtlichen, meist
wertlosen Erinnerungen und einem, allerdings künstlerisch nicht unbe-
deutenden alten Bestand, der aber in keiner Weise zur Geltung kam.

Heute ist das „Kurpfälzische Museum", wie es seit 1921 heißt, dank
der zielbewußten Ärbeit seines jetzigen Leiters Dr. Lohmeyer nicht nur
zu einer Sehenswürdigkeit der Stadt selbst, sondern auch zu einem der
reizvollsten deutschen Museen geworden. Denn abgesehen davon, daß es
in organischem Aufbau eine Aebersicht bietet über die reiche Kunstpflege
der kurpsälzischen Lande, wie sie von den bildungsfreudigen und groß-
zügigen Herrschern einstmals geübt wurde, daß es in einzigartiger Weise
die so bedeutende Zeit der Heidelberger Womantik festhält, ist auch die
Anordnung des Bestandes in einer Weife erfolgt, die nichts von jenem
leicht ermüdenden Gefühl eines Mufeumsbefuches aufkommen läßt.

Ehe wir uns zu einer Wanderung durch seine lRäume anschicken, auf
der wir freilich nur im rafchen Aeberblick einige besondere Momente
herausheben können, sei mit wenigen Worten der Geschichte der Samm-
lungen und ihres jetzigen Heimes gedacht. Den Grundstock zu den Samm-
lungen legte der sranzösische Emigrant Graf von Graimberg-Belleau,
der bekannte „Vater des Schlosses". Er sammelte in öen Sahren 1811
bis 1864 unermüdlich pfälzische Kunstgegenstände und Altertümec, be-
sonders Bildnisse der Pfälzer Kurfürsten und altdeutfche Werke. Jm
Sahre 1879 erwarb die Stadtgemeinde die Sammlungen. Durch An-
käufe, und namentlich durch das Vermächtnis des 1R.echtsanwalts Albert
Mays vermehrt, durch römifche Altertümer, die man bei Aeuenheim und
Bergheim im Laufe des 19. Sahrhunderts gefunden hatte, sowie durch
prähistorische und frühgermanische Funde erweitert, war so aus den ersten
Anfängen ein wertvoller Museumsbestand geworden, dem zur vollen
Geltung nur die geeigneten iRäume und dte zweckmäßige Anordnung
mangelte. ^

Zu Graimbergs -Zeiten befandsn fich die Sammlungen außer einer
kurzen -Zeit, während der sie in feinem Haus am Kornmarkt unter-
gebracht waren, auf dem Schloß, wo sie auch nach der Aebernahme durch

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