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Kurpfälzer Jahrbuch: ein Volksbuch über heimatliche Geschichtsforschung, das künstlerische, geistige und wirtschaftliche Leben des Gebietes der einstigen Kurpfalz — 2.1926

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Fehrle, Eugen: Konrad Celtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.30707#0201

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Konral Celtes, der Erzhumanist, ist im Iahre 1459 als Sohn eines
Bauern in Wipfeld am Main geboren. Er heißt Pickel, nannte sich
aber nach damaliger Art latinisiert Celtes, oder auch Protucius. Das
Bauernleben befriedigte ihn nicht, auf einem Mainfloh entfloh er seinem
Vater und suhr auf die hohe Schule nach Köln. Nachher studierte und
lehrte er an den verschiedensten Orten. Zu unserem Heiöelberg hatte
er vielfache Veziehungen.

Der kursürstliche Kanzler Oohann von Dalberg suchte Verbinöung
mit dem bekannten Dichter und Gelehrten. 2lls in Ongolstadt, wo Celtes
wirkte, die Pest ausgebrochen war, ging ec nach Heidelberg. Hier unter-
richtete er die Söhne des Kurfürsten Philipp. Hm Hahre 1497 kehrte er
nach Hngolstadt zurück. Aber die Sehnsucht nach Heiöelberg und nach
dem Verkehr mit gleichstrebenden Männern, die er hier gefunden hatte,
verlieh ihn nie mehr. Er schimpfte über das schlechte Dier in Hngolstadt
und lobte den Psälzer Wein. Auch die lanöfchaftliche Schönheit unserer
Stadt hatte es dem empsindsamen Dichter angetan. Solchem Sehnen
verlieh er mehrfach Ausdruck. So schrieb er (Oden III, 5) an einen
Freund in Heidelberg:

()ll3 1iiu§i8 moiUibus etttllir
P18008U8 I>sec3ru8 pill§ue perell8 8olurll
klieui er terlur ill ulveum.

Zrunr monre8 §emino verrice 8x<ter3
pul83nre8, levnr liic 8ilvilerum cspur
§e8r3N8 nul)i§er3e ?x^2mi6i8 83crum
ror i3m nobile 83eculi8.

Oberu8co8 3liu8 8ecl petir urluo
cornu, cel83 lev3N8 principl8 3tri3
8ul>iectumque vicler cum lluvio 8uum
pulclrrum moenil>u8 oppilum.

Dann werden die Freuden des Studiums und Lebens in Heidelberg
geschildert. Nückblickend sagt der Dichter:

o HU3e §r3l3 milri tempor3 lluxer3nr
clum tecum 8tu6ii8 I3lil>u8 e§imu8
fervel>3ntciue 8imul pectorn mutui8
8emper no8tr3 f3voril>u8.

^.r 6ecret3 poli non milri f3ver3nt
36 rip38 l^lecnri 6ucere lul>rico8
8ole8, 8ecl V3ril8 coillpulerunt pln§i8
6urum ferre clecennium.

Wie es bei den Humanisten üblich war, hat auch Celtes Italien
bereist und war bemüht, griechische und lateinische Kultur bei uns zu

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