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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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Heft 3
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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0036

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1906

A RCHI TEKTONISCHE RUN DSC HA U

Heft 3

Tafel 22. St.Ru-
pertuskirche in Mün-
chen. Architekt: Pro-
fessor Gabriel von
Seidl in München.
Die für den rasch
anwachsenden 20. Bezirk
im Westen der Stadt be-
stimmte Kirche, zu der
am 15. Oktober 1901 der
Grundstein gelegt wurde,
steht mit der Hauptfront
ungefähr in der Mitte der
Südseite des Gollierplatzes.
Für den Architekten lag
die ungemein schwierige
Aufgabe vor, eine große,
3000 Personen fassende
Kirche in massiver Aus-
führung und von monu-
mentaler Wirkung um die
außerordentlich geringe
Bausumme von 380000 Mk.
herzustellen. Bei einer
Grundfläche von 1700 qm
und einer Hauptgesimshöhe von 19 m ergibt sich ein Einheitspreis
von rund 12 Mk. für den Kubikmeter, das ist ungefähr die Hälfte
des Preises für einfache Kirchen in ähnlicher Größe.
Vielleicht ist es deshalb von Interesse, die Positionen des
Voranschlags im einzelnen kennen zu lernen: Erdarbeiten 8559Mk.
57 Pf.; Maurerarbeiten 218866 Mk. 14 Pf.; Isolierungen 466 Mk.
34 Pf.; Zimmermanns-, Spengler-, Dachdecker-, Blitzableiter-
arbeiten 45 292 Mk. 50 Pf.; Eisenlieferungen 72 346 Mk. 67 Pf.;
Schreiner-, Schlosser-, Anstreicherarbeiten 4085 Mk.; Tapezierer-
arbeiten 539 Mk. 18 Pf.; Heizungsanlage 480 Mk.; Wasserleitung
und Kanalisation 4850 Mk.; Pflasterungen 11 903 Mk. 10 Pf.; Un-
vorhergesehenes 405 Mk. 1 Pf.; zusammen 380 000 Mk.
Die Unterkellerung des Chors, Fundamentierung der drei
Altäre und Lieferung von zwei Glockenstühlen für je zwei Glocken
ist dabei eingeschlossen, ausgeschlossen die gesamte innere Aus-
stattung, soweit sie über einfachen weißen Verputz hinausgeht.
Die Grundform der Kirche ist ein Vierpaß. In der Mittelachse,
gegenüber dem Hochaltar, liegt der Haupteingang unter einer
gewölbten Vorhalle. In den benachbarten einspringenden Ecken
stehen zwei niedrige quadratische Glockentürme, unter welchen
sich die Nebeneingänge befinden. In den entsprechenden rück-
wärtigen Ecken liegen ein runder Treppenturm und der Sakristei-
anbau. Der eiserne Dachstuhl gibt zugleich die Form für die Rabitzge-
wölbe. Über dem mittleren Quadrat erhebt sich auf einem Ringträger
ein stattlicher metallverkleideter Dachreiter, dessen Dachknopf 46 m über
dem Straßenniveau liegt. Bei Bearbeitung der Pläne stand Herrn Pro-
fessor von Seidl Herr Architekt Heinrich Kronenberger zur Seite; die
Bauausführung lag in den Händen der Firma Heilmann & Littmann.
Tafel 23. Landhaus des Herrn Dr. Warda in Blanken-
burg i. Th. Architekt: Albert Geßner in Berlin.

Das Haus wurde von Dezember 1902 bis September 1903 für einen
Arzt erbaut, der seine Patienten nicht im Hause empfängt, sondern auf
benachbartem Grundstück eine Nervenheilanstalt besitzt. Die Ausführung
der Rohbauarbeiten erfolgte durch ortsansässige Handwerker, während die
Ausbauarbeiten in der Hauptsache von Berliner Handwerkern herrühren.
Künstlerische Mitarbeiter kommen nicht in Frage, da dem Wunsche
des Bauherrn entsprechend Bildhauer- und Malerarbeiten ausgeschlossen
waren. Im Innern ist durchweg eine vornehme Einfachheit angestrebt.
Im Äußern wurde verwendet: rauher Putz, gelblich getüncht, graugetöntes
Fachwerk und grünes Spalier; das Dach ist mit Thüringer Schiefer
gedeckt.
Tafel 24. Gasthaus zu Rüdesheim. Architekt: P. Eichholz
in Wiesbaden.
Der sehr unregelmäßige und ziemlich beschränkte Bauplatz gab Ver-
anlassung, nach der Weise unsrer Väter zu verfahren und durch Aus-
kragungen wenigstens in den obern Stockwerken an Fläche zu gewinnen.
Das war einer der Gründe, für letztere Fachwerk zu wählen, mit dem sich
am leichtesten volle Rechtecke über den Abschrägungen des Erdgeschosses
herstellen lassen, die durch die hart am Hause vorbeischneidende Trottoir-
linie des Marktplatzes geboten waren. Die Ausbildung des Fachwerks
schließt sich im wesentlichen der im Rheingau gebräuchlichen Art an. Die
Architekturteile des Erdgeschosses und des massiven Erkervorbaus hätten
in Sandstein ausgeführt werden sollen; aber die erheblichen Abstriche,
welche der Bau als Spekulationsobjekt in der Ausführung erfahren hat,
beeinträchtigen leider die gesunde und echte Wirkung desselben. Die


Landhaus des Herrn Dr. Warda
in Blankenburg i. Th.


Architekt: Albert Geßner in Berlin.

Gruppierung der Baumasse in ihren obern Teilen ist hauptsächlich durch
das nach Norden ansteigende Terrain und die südwärts zu richtende Schau-
seite bestimmt worden.
Textblatt. Automatenrestaurant in Berlin. Nach einer
Skizze von Architekt Carl Zetzsche unter mehrfachen Ab-
weichungen ausgeführt von der Kunstglaserei Schulz & Jost
und der Bronzeschmiede Schulz & Holdefleiß in Berlin.


St. Rupertuskirche in München.
Architekt; Professor Gabriel von Seidl in München.


Automatenrestaurant in Berlin.

24

Ausgeführt von Schulz & Jost, Kunstglaserei und
Schulz & Holdefleiß, Bronzeschmiede in Berlin.
 
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