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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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Heft 3
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Hasak, Max: Plauderein über das Ornament der Baukunst
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Beschreibung der Abbildungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0035

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1Q0Ö

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 3

Pilaster-Kapitell von einem Architekt: Professor Fritz Schumacher in Dresden.
Grabmal. Modelliert von Robert Schirmer in Berlin.


schlechter allein in der kurzen Spanne eines Menschen-
lebens nachholen soll.
Der Künstler, der die Vergangenheit nicht kennt, ist eine
ohnmächtige Eins. Und wenn die vergangenen Größen hinter
ihm nur Nullen wären, mit ihnen zusammen wird er eine
mächtige Zahl, eine Million.
Dadurch aber, daß die Natur durch die Hand und das
Hirn des Künstlers erst übersetzt werden muß, wird auch
jedes Kunstwerk »original«. Die Eigentümlichkeit jedes Ein-
zelnen, seiner Zeit, seines Volkes, kommt bei diesem Werde-
gang des Ornamentes zum Ausdruck. Es fehlt nun der An-
laß, daß immer dasselbe Ornament entsteht, wie bei dem ängst-
lichen Nachbeten des schematisierten Akanthusblattes und des
unabänderlichen korinthischen Kapitells.
Dieser Beweis ist ja auch längst geliefert. Den Griechen
ist es gar nicht eingefallen, ihr Ornament durch Stilisierung
zu erlangen.

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von Richard Riemerschnüd
in München-Pasing. — Hof¬
ansicht.
Das für die alte Weinhandlung
von J. P. Trarbach Nachfolger erbaute
Haus besteht aus einem 27,5 m lan¬
gen, 25,5 m tiefen Vordergebäude,
zwei Seitenflügeln von 20 zu 7,5 m
und einem schmalen Querbau von
14 zu 4,5 m. Das Erdgeschoß dient
für das Weinrestaurant, die Oberge-
schosse zu Bureauzwecken. An der
Straßenfront ist das Erdgeschoß in
poliertem Labrador, die übrigen Ge¬
schosse und die Hoffronten sind in
grauem bayrischen Muschelkalk aus-
geführt, die Bildhauerarbeiten von
O. Stichling. Im Erdgeschoß der
Seitenflügel liegt je ein größerer
Saal, der auf Tafel 21 wiederge-
gebene Rosensaal in hellem Putz
mit farbiger Bemalung und ein mit
flachem Kappengewölbe und goti-
sierenden Rippen iiberspannterOnyx-
saal, dessen Wände ganz mit bra-
silianischem Onyx bekleidet sind. Im
hintern Querbau liegen drei kleine,
kojenartig abgeschlossene Kneipzim¬
mer, nach ihrer Ausstattung als das
Zypressen-, das weiße und das
Ahornzimmer bezeichnet, in die unsre
zweite Abbildung auf Tafel 21 einen
Einblick gibt. Der Hof ist für den
Wirtschaftsbetrieb im Sommer besonders reich ausgestattet. Durch Ver-
senken der breiten, bis zum Fußboden reichenden Saalfenster können
die umliegenden Säle vollkommen nach dem Hofe zu geöffnet werden,
so daß eine ausgedehnte halboffene Halle entsteht.

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Einfamilienhaus in Stuttgart, Hölderlinstraße.
Architekten: Eisenlohr & Weigle,
Oberbauräte in Stuttgart.



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Beschreibung der Abbildungen-
Tafel 17. Einfamilienhaus in Stutt-
gart, Hölderlinstraße. Architekten: Eisen-
lohr & Weigle, Oberbauräte in Stuttgart.
Dieses Haus enthält im Erdgeschoß die drei
Hauptwohnräume und einen Wintergarten, ferner
die Küche, Anrichte, Dienerzimmer u. s. w.; im
Obergeschoß das Zimmer des Herrn, Frühstücks-
zimmer, Schlafräume, Zimmer für die Mädchen
u. s. w.; im Dachstock einige Fremdenzimmer.
Die Ausführung im Äußern geschah in Haustein,
in Verbindung mit verputztem Ziegelmauerwerk;
das Dach ist mit roten Biberschwanzziegeln ein-
gedeckt. Das Innere erhielt eine in ruhigem mo-
dernen Geist gehaltene einfache, aber vornehme
Ausstattung. Die Baukosten beliefen sich auf
rund 110000 Mk.
Tafel 18 u. 19. Wettbewerbentwurf
für das Stadthaus in Bremen. Architekt:
Karl Roth in Dresden.
Der Entwurf zeigt einen der fünf mit einem
ersten Preise ausgezeichneten Entwürfe des im
Februar 1904 entschiedenen Wettbewerbs für ein
Stadthaus in Bremen. Die Gesamtgruppierung
des Neubaus ist derart getroffen, daß sich ein
zum alten Rathause lotrecht stehender Haupttrakt
ergibt, welcher sich in Bezug auf Höhenentwick-
lung und Körpermasse bewußt dem alten, reichen
Baudenkmal unterordnet und mit diesem durch
einen etwas niedriger gehaltenen Verbindungsbau
.zusammengehalten wird. Wenn auch angestrebt
wurde, das alte Baudenkmal mit dem Neubau
zu einer großen Gesamtgruppe zu vereinen, so
sollte doch auch wieder die Verschiedenheit in
Bauzeit, Raumforderung und Gebrauch zum Aus-
druck kommen. Für den architektonischen Aus-
druck des Neubaus konnte deshalb ein Kopieren
der vorhandenen Rathausarchitektur nicht in Be-
tracht kommen; der Neubau sollte ein Glied sein
der gesunden architektonischen Entwicklung uns-
rer Zeit, einer Zeit, welche nicht programmgemäß,
sondern geleitet von künstlerischem Gefühl in
Anknüpfung an die heimische Tradition sich den
tatsächlichen Fortschritten der Neuzeit nicht ver-
schließt, sondern dieselben aufnimmt und ver-
arbeitet.
Tafel 20 u. 21. Haus Trarbach in
Berlin. Detail der Fassade. Architekt:
Richard Walter in Friedenau bei Berlin.
Rosensaal und Einzelkoje. Entwurf


Haus Trarbach in Berlin.
3. Hofansicht.

Architekt: Richard Walter in Friedenau bei Berlin.

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