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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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Heft 9
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Wahrheit und Konstruktion als Schmuck
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Zwei Charlottenburger Schulen: Architekt: Walther Spickendorff
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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0081

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1906

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 9

Tür aus einem Entwurf von T. Nieuwenliuis.
Arbeitszimmer. Ausgeführt von E. J. van Wisselingh & Co. in Amsterdam.


neuartige Bau mit der alten Umgebung des Damrak zusammen-
stimmt, während die andern neueren Bauten in schreiendem
Widerspruch zu jener stehen, trotz der vielfach versuchten
direkten Stilnachahmung.
Die hier eingefügten Abbildungen von Einzelheiten aller
Art werden die Arbeitsweise Berlages deutlich veranschaulichen;
die zahlreichen Holzschnitzereien und die schönen Möbel und
Ausstattungsstücke von E. J. van Wisselingh & Co. in Amster-
dam, in denen wir z. T. Einflüsse aus den asiatischen Kolonieen
Hollands zu verspüren glauben, dürften außerdem das in Heft 9,
1905 über holländische Möbelkunst Gesagte ergänzen.
Schließlich veranschaulichen zwei Portale von Wohnhäusern

Büfett. Entwurf von T. Nieuwenliuis.
(Mahagoni und Ebenholz.) Ausgeführt von E. J. van Wisselingh & Co. in Amsterdam.


des Architekten
K. de Bazel in
Bussum dessen
ebenso anspre-
chende, wie
strenge Formen-
sprache, die das
gleiche Streben
erkennen läßt,
wie die Arbeiten
Berlages. Mag
die an Mittelal-
terliches gemah-
nende strenge
und knappe For-
mengebung hie
und da, nament-
lich in Wohnräu-
men, uns herb
und kalt erschei-
nen imVergleich
zu den Farben-
träumen und
Stimmungsar-
chitekturen, in
denen einegroße
Anzahl unsrer
Künstler sich
gefallen:siesind
vielleicht ein rei-
nerer und be-
ständigererAus-
druck inneren
Wesens und
Empfindensund
deshalb für die
Dauer wirksa-
mer als diese.

Kronleuchter. Ausgeführt von E.J. van Wisselingh & Co.
in Amsterdam.


Zwei Charlottenburger Schulen.
Architekt: Walther Spickendorff.

o wünschenswert es ist, für einen Bau eine Baustelle zur Verfügung
zu haben, die der Bestimmung des Gebäudes von vornherein an-
gepaßt ist, so schwierig ist die Erfüllung dieses Wunsches dort,
wo der Grund und Boden einen außergewöhnlich hohen Wert
besitzt oder wo überhaupt unbebautes Gelände kaum noch vorhanden ist.
Es wird dann noch als günstig angesehen werden müssen, wenn sich
wenigstens Hinterland von geeigneter Größe erwerben läßt, ohne Rücksicht
auf geschlossene Form und Vermeidung schiefer Winkel. Die schwierige
Aufgabe des Architekten ist es dann, für solches Gelände, auf dem wo-
möglich noch alte Baubeschränkungen seitens der Nachbarn ruhen, einen
möglichst günstigen Grundriß ausfindig zu machen, — besonders schwierig,
wenn dabei die vielen Bestimmungen der Baupolizeiordnung einer Groß-
stadt zu beachten sind, und wenn es sich um öffentliche Gebäude handelt,
für welche hinsichtlich der Beleuchtung der Räume, Lage zur Himmels-
richtung und Entfernung von Nachbarhäusern besondere Vorschriften be-
stehen, wie dies bei Schulen der Fall ist.
Deshalb seien hier zwei Lösungen derartiger Aufgaben mitgeteilt,
bei denen die Form der Baustelle eine ungewöhnliche Gestaltung des
Grundrisses bedingten. Das Mommsen-Gymnasium in der Wormserstraße
und die 2. höhere Mädchenschule in der Nürnbergerstraße — jetzt
Augusta-Viktoriaschule getauft — sind zwei in den letzten Jahren erbaute
Anstalten im östlichen Bezirk der Stadt Charlottenburg, jenem Bezirk, der
sich zum Teil mit dem Begriff »Berlin W« deckt und hinsichtlich der
Steigerung des Bodenwertes vielleicht einzig dasteht.
Der Bauplatz für das Mommsen-Gymnasium umfaßt 5184 qm. Das
Schulhaus enthält neben dem Aulagebäude mit besonderer Treppe 6 Vor-
schulklassen und 6 Gymnasialklassen für je 50 Schüler, 6 Gymnasialklassen
für je 40 und 6 für je 30 Schüler, Handfertigkeitsraum, Dienstwohnung
des Schuldieners, Amtsräume des Direktors, eine geräumige Lehrbücherei
und Amtsräume der Lehrer, eine kleine Schülerbücherei, Kartenraum und
die Räume für Physik und Chemie. Die Heizung ist Warmwasser-Sammel-
heizung mit 5 Kesseln. Als Heizkörper sind Radiatoren mit glatten, sicht-
baren und leicht zu reinigenden Flächen verwendet. Die Beleuchtung
erfolgt durch elektrisches Licht, für Hof, Turnhalle und Zeichensaal durch
Bogenlicht, sonst durch Glühlicht.
Der Bauplatz der zweiten städtischen höheren Mädchenschule mißt
3434 qm. Das Klassengebäude enthält 14 Klassen für je 40, 1 für 36
und 3 Klassen für je 34 Schülerinnen der höheren Mädchenschule und
2 Klassen für je 36, 1 für 34 und 3 für je 30 Schülerinnen des Realgym-
nasiums, Amtsräume für Direktor, Lehrerinnen und Lehrer, Dienstwohnung
des Schuldieners, Lehrmittel- und Kartenraum, Lehrer- und Schülerbücherei.


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