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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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Heft 9
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Zwei Charlottenburger Schulen: Architekt: Walther Spickendorff
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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0082

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1Q06

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 9


Höhere Mädchenschule in Char- Architekt: Walther
lottenburg, Nürnbergerstraße. Spickendorff in
Treppenhaus. Charlottenburg.

Über dem Geräte-
raum neben der
Turnhalle liegt im
Erdgeschoß das Be-
ratungszimmer, da-
rüber der Vorraum
zur Aula, dann der
zugleich als Sänger-
empore dienende
Gesangssaal und im
dritten Stock die
naturwissenschaft-
liche Sammlung. Die
Heizung ist Warm-
wasser - Sammelhei-
zung, die Beleuch-
tung elektrisch.
Wie in beiden
Fällen durch Anord-
nung von Licht- und
Nebenhöfen den
Fluren und Treppen-
häusern Licht zuge-
führt wird und wie
den Unterrichtsräu-
men die beabsich-
tigte Himmelsrich-
tung — für die Klas-
sen nördlich, für den
Physiksaal südlich—
und die erforderliche
Entfernung von den
Nachbarhäusern ge-
geben worden ist,

erhellt aus den mitgeteilten Grundrissen. Hervorgehoben sei, daß beim
Mommsen-Gymnasium längs der ganzen Nordgrenze und eines Teils der
Ostgrenze eine Baubeschränkung vorlag, bei der Augusta-Viktoriaschule
eine solche längs der Ostgrenze. Bei beiden Anstalten führt der Haupt-
zugang durch das an der Straße gelegene Direktorwohnhaus und liegen
Turnhalle, Aula und Zeichensaal übereinander, eine für Charlottenburg typisch
gewordene Anordnung, die sich in Hinsicht auf die Kosten als sehr gün-
stig erwiesen hat. So kostet das Mommsen-Gymnasium, einschließlich des
gesamten reichen Inventars, trotz der auseinandergezogenen Form für den
Kubikmeter umbauten Raumes nur 21 Mk., die Augusta-Viktoriaschule mit
ihrem gedrängten Grundriß sogar nur 19 Mk.
Bei beiden Anstalten sind die Fassaden unter Berücksichtigung der
Lage auf Hinterland einfach gehalten; dagegen hat das Innere eine der

Bedeutung höherer
Schulen entspre-
chende Ausbildung
erfahren, ohne doch
aus dem Rahmen
des Schulgebäudes
herauszufallen. Ein-
facher und ernster
in Form und Farben-
stimmung ist das
Gymnasium gehal-
ten, schmuckvoller
und heiterer die hö-
hereMädchenschule,
wie am klarsten die
Aulabilder dartun,
zu derenErläuteru ng
die folgenden Anga-
ben dienen mögen.
M o m m sen-
G y m n a s i u m: P a-
neel: Kiefernholz,
grau lasiert mit ge-
stochenen Blumen,
deren Grund mit
Gold ausgelegt ist.
Wände und
Decke: rötlich¬
grau getönt, freihän-
dige Antragarbeiten,
weiß abgesetzt und
leichtecht vergoldet,
maßvolle Malerei an
den Pfeilern in lich-
tem Olivgrau. Be-
leuchtungskör-
per: Eisen, grün-
lich eingebrannt.


Höhere Mädchenschule in Char-
lottenburg, Nürnbergerstraße.
Hofanlage.

Architekt: Walther
Spickendorff in
Charlottenburg.

Augusta-Viktoriaschule. Paneel: Kiefernholz, durch Halblasur
bläulich behandelt, mit am oberen Teil rings herumlaufendem, zur Venti-
lation durchbrochenen Bronzeband und gestochenen Blumen an den Pfeilern.
Wand und Decke: grauviolett getönt mit weißem Deckenspiegel, frei-
händige Antragarbeiten, gelblichweiß abgesetzt und leicht echt vergoldet.
Beleuchtungskörper: Bronze. — In beiden Anstalten ist an den aus dem
Material und der Zweckbestimmung sich ergebenden Kunstformen unge-
scheut zum Ausdruck gebracht worden, daß Charlottenburg eine moderne
Stadt ist und daß die Bauten in der Jetztzeit aufgeführt sind.

Fachwerkhaus in Steckborn am Bodensee.


70

Aufnahme von Professor August Schirmer in Stuttgart.
 
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