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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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Heft 7
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Wimpfen, das hessische Rothenburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0061

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1Q06

A RCHI TEKTONISCHE RUN DSC HA U

Heft 7

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1. Wimpfen. Stadtbild von der Neuen Post aus gesehen mit Stadtkirche, Blauem Turm und Steinernem Haus.


Wimpfen, das hessische Rothenburg.

enige Städte haben wohl auf so engem Raume eine
fe'e'c^e Fülle verschiedenartigster alter Bauten auf-
zuweisen, wie das am linken Neckarufer gelegene
Wimpfen, ein uraltes
Städtchen, dessen Gas-
sen und Gäßchen auf
Schritt und Tritt an
längst vergangene Jahr-
hunderte gemahnen.
Urkundlich wird es
bereits im Anfang des
O.Jahrhunderts erwähnt,
ja Funde machen die
Vermutung fast zur Ge-
wißheit, daß hier ein
römisches Kastell ge-
standen, auf dessen
Trümmern die spätere
Viumpina, das heutige
Wimpfen, erstand. Seine
eigentliche Blütezeit fiel
in die Zeit des 11. bis
einschließlich 15. Jahrhunderts. Von ihr erzählen vor allem die
um die Wende des 12. Jahrhunderts erbaute Kaiserpfalz der
Hohenstaufen mit ihren trotzigen Türmen und Zinnen, dem
hohen Steinhaus (Pallas) und der jetzt als Bauernhaus dienen-
den Burgkapelle auf steil in den Neckar abfallenden Kalkfelsen
und die weitberühmte Ritterstiftskirche St. Peter zu Wimpfen
im Tal, eine Perle frühgotischer Architektur, in den Jahren
1262—78 erbaut, die dank der Fürsorge der hessischen Re-
gierung nach umfassenden Herstellungsarbeiten in den letzten
Jahren zu neuem Glanze erstanden ist.
Unter den Unruhen der Reformationszeit und den ver-
nichtenden Stürmen des Dreißigjährigen Krieges hatte Wimpfen
besonders schwer zu leiden (Schlacht bei Wimpfen 1622, Nieder-
lage Markgraf Friedrichs von Baden gegen Tilly). Durch sie
sank die ehemals blühende Reichsstadt, obgleich sie ihre Reichs-
unmittelbarkeit bis zum Jahre 1805 bewahrte, allmählich zur be-
deutungslosen Kleinstadt herab. Gleichwohl besitzt die Stadt

2. Schäferhaus auf der Stadtmauer.


auch aus der Barockzeit noch manchen bemerkenswerten Bau,
dessen vornehme Gliederung und schöne Einzelheiten be-
weisen, daß der alte künstlerische Sinn noch lange fortgelebt
hat, als die politische Blütezeit bereits längst entschwunden war.
Beim Zusammenbruch des alten Deutschen Reiches kam Wimpfen
durch den Reichsdeputationshauptschluß vorübergehend an


3. Kaiserpfalz mit Nürnberger Türmchen.


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