DOI Heft:
Heft 12
DOI Artikel:Hanftmann, Bartel: Aus der neueren Bautätigkeit Magdeburgs
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0101
1906
ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 12
Reihen- und Einfamilienhäuser an der Königstraße in Magdeburg.
Architekten: Dorendorf & Gorgas in Magdeburg.
Aus der neueren Bautätigkeit Magdeburgs
bringen wir heute einige bemerkenswerte Ausschnitte. Das
Baubild der Stadt vor dem großen Brande des Dreißigjährigen
Krieges können wir uns, soweit die bürgerliche Bauübung in
Wohn- und Geschäftshaus Architekt:
in Magdeburg C. Jagersberger
in Magdeburg.
Frage kommt, auch nicht
einmal vermutungsweise
vergegenwärtigen. Wahr-
scheinlich gehörte der
Hauptbestand dem Holz-
bau an, zwischen den
sich einzelne Backstein-
und Werksteinbauten
schoben. DieNeubauten,
die dem großen Brande
folgten, zeigen, soweit
sie bemerkenswert blie-
ben, den Typus der Pa-
trizierhäuser mit stark
niederländischem Ein-
flüsse. Der Bildhauer
meistert hier den Archi-
tekten mit den aufdring-
lichen Einschlägen orna-
mentalen und figürlichen
Barocks. Vorbildlich
und überlieferungsfähig
konnte diese Richtung
nicht werden. Auch die
nachnapoleonische Zeit
hat wenig von ihrer bür-
gerlichen Biedermeierei
hinterlassen. Als die Stadt
in den Siebzigerjahren
die strenge Festungs-
eigenschaft verlor und
Bau- und Bewegungs-
freiheit erhielt, da schos-
sen die Bauten in den
Erweiterungs- und Aus-
senstraßen in dem be¬
kannten Tempo und »Stil« solcher Ringsprengungen in die Höhe,
und die Stadt teilt mit so vielen andern Städten das Los der
versäumten Gelegenheiten, soweit es sich um ein nach schön-
heitlichen Gründen ausgearbeitetes Baubild der Neuteile han-
deln kann. Erst spät und langsam begann man sich darauf
zu besinnen, daß die Masse, Höhe, gerade Linienflucht und
Ecke des Justizgebäudes Architekt: Geh. Oberbaurat P. Thoemer
in Magdeburg. in Berlin.
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ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU
Heft 12
Reihen- und Einfamilienhäuser an der Königstraße in Magdeburg.
Architekten: Dorendorf & Gorgas in Magdeburg.
Aus der neueren Bautätigkeit Magdeburgs
bringen wir heute einige bemerkenswerte Ausschnitte. Das
Baubild der Stadt vor dem großen Brande des Dreißigjährigen
Krieges können wir uns, soweit die bürgerliche Bauübung in
Wohn- und Geschäftshaus Architekt:
in Magdeburg C. Jagersberger
in Magdeburg.
Frage kommt, auch nicht
einmal vermutungsweise
vergegenwärtigen. Wahr-
scheinlich gehörte der
Hauptbestand dem Holz-
bau an, zwischen den
sich einzelne Backstein-
und Werksteinbauten
schoben. DieNeubauten,
die dem großen Brande
folgten, zeigen, soweit
sie bemerkenswert blie-
ben, den Typus der Pa-
trizierhäuser mit stark
niederländischem Ein-
flüsse. Der Bildhauer
meistert hier den Archi-
tekten mit den aufdring-
lichen Einschlägen orna-
mentalen und figürlichen
Barocks. Vorbildlich
und überlieferungsfähig
konnte diese Richtung
nicht werden. Auch die
nachnapoleonische Zeit
hat wenig von ihrer bür-
gerlichen Biedermeierei
hinterlassen. Als die Stadt
in den Siebzigerjahren
die strenge Festungs-
eigenschaft verlor und
Bau- und Bewegungs-
freiheit erhielt, da schos-
sen die Bauten in den
Erweiterungs- und Aus-
senstraßen in dem be¬
kannten Tempo und »Stil« solcher Ringsprengungen in die Höhe,
und die Stadt teilt mit so vielen andern Städten das Los der
versäumten Gelegenheiten, soweit es sich um ein nach schön-
heitlichen Gründen ausgearbeitetes Baubild der Neuteile han-
deln kann. Erst spät und langsam begann man sich darauf
zu besinnen, daß die Masse, Höhe, gerade Linienflucht und
Ecke des Justizgebäudes Architekt: Geh. Oberbaurat P. Thoemer
in Magdeburg. in Berlin.
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