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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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Heft 10
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Zetzsche, Carl: Von der Dritten Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden 1906
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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0085

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1906

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 10

Kirchlicher Vorraum. Architekt: Professor Fritz Schumacher in Dresden.
Dritte Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden 1906. Bildhauer: Ernst Hottenroth; Kunstmaler: Rich. Böhland.


Von der Dritten Deutschen Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden 1906.

>chte dem neuen deutschen Kunstgewerbe, der deut-
schen Raumkunst demnächst endlich Gelegenheit ge-
geben werden, ihr Wollen und Können in umfassen-
der Weise auf einer großen Ausstellung auf deutschem Boden
vor Augen zu führen.« Das war der lebhafte Wunsch, der
sich ganz von selbst aus der Würdigung des vollen Erfolges
ergab, den das neue deutsche Kunstgewerbe zuerst fern von
der Heimat auf der Weltausstellung in St. Louis errungen hat.


»Sächsisches Haus.« (Tafel 73.) Architekt: Professor
Teilansicht des Hofes. W. Kreis in Dresden.
Dritte Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden 1906.


Der Wunsch
ist erfüllt. Die
DritteDeutsche
Kunstgewerbe-
Ausstellung in
Dresden gibt
ein anschau-
liches Bild von
dem ernsten Rin-
gen und Stre-
ben, aber auch
von dem si-
cheren Können
der Gegenwart
und von den
berechtigten
Hoffnungen für
die Zukunft,
so anschaulich
und überzeu-
gend, so reich-
haltig und ei-
genartig, und
vor allem so

selbständig, wahrhaft und ehrlich, wie es von den Künstlern
selbst wohl gar mancher nicht zu hoffen gewagt hat.
Daß gerade in Dresden diese Ausstellung erstanden ist,
darf als ein Dankeszeichen dafür gedeutet werden, daß sein
neuer Ausstellungspalast den Vorkämpfern der neuen Kunst
zuerst — als die Pforten des Münchener Glaspalastes sich den
Verspotteten wieder verschlossen hatten, vorurteilsfreie, gastliche
Aufnahme gewährte. Schon die erste Ausstellung daselbst
1897 brachte in zwei Arbeiten van der Veldes, einem Ruhe-
raum und einem Damensalon, die ahnungsvolle Botschaft von
der Möglichkeit neuen künstlerisch, wie sachlich befriedigenden
Schaffens und auf der nächsten, 1899, bot bereits eine Reihe
von Zimmereinrichtungen in leidlichem Zusammenhänge ein
Bild von den Anfängen einer neuen Kunst, die unter der
Führung tatkräftiger junger Künstler hier und da aufzublühen
versprach.
Fremdartig und gewaltsam erschienen damals diese Be-
strebungen in der grundsätzlichen, rücksichtslosen Verneinung
des Bestehenden und in der übersprudelnden Willkür ihrer Ge-
bilde und vernichtend hart klang der Widerspruch, den sie als
scheinbare Äußerlichkeiten bei Fachleuten und Laien hervor-
riefen. Doch die allmähliche Abnahme des Widerspruchs bewies
am besten die überzeugende Kraft und die innere Lebens-
fähigkeit der Gedanken, aus denen die neuen Schöpfungen her-
vorgingen, die befreit von den Auswüchsen überschäumender
Jugendlichkeit und geläutert durch das innere Ausreifen der
Künstler immer weitere Kreise in ihren Bann zwangen, immer
sieghafter sich durchsetzten. Bald konnte die neue Richtung
in nicht mehr zu übersehender Stärke und Ernsthaftigkeit der
alten Schule auf der ganzen Linie mit der Aufrollung der
großen grundsätzlichen Fragen gegenübertreten, die neu aus
den unsrer Zeit eigentümlichen kulturellen und wirtschaft-

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