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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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Heft 5
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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0052

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1906

A RCHI TEKTONISCHE R UN DSC HA U

Heft 5


Villa des Herrn Hermann Arnold in Greiz.
6. Eßzimmer.

Architekt: Job. Kraaz in Berlin.

Leider ist die Ausführung
des Baues noch in die Ferne
gerückt. Obwohl der Guts-
herr beabsichtigte, den Bau
aus eigenen Mitteln zu errich-
ten, wollten die evangelischen
Kirchenbehörden dem Ge-
danken und seiner Verwirk-
lichung keine Förderung an-
gedeihen lassen. Sie erhoben
das Bedenken, ein eigenes,
neu zu bildendes Kirchspiel
werde sich nicht halten kön-
nen. Da aber die deutsche
Schule, die derselbe Gutsherr
dort vor einem Jahrzehnt grün-
dete und mit etwa einem
Dutzend Kindern eröffnen
ließ, jetzt rund 100 Besucher
zählt, ist wohl anzunehmen,
daß man auch für die Kirche
die Bedürfnisfrage nicht mehr
auf lange Zeit wird verneinen
können. Dann wird dort das
kleine Bauwerk entstehen.




Offizierkasino in Nürnberg.
Architekt für den Grundriß : Intendantur- und
Baurat Kargus in Nürnberg.

Tafel 40. Lesehalle in Halle a. S. Architekten:

Th. Lehmann & G. Wolff in Halle a. S.

treppe verbundenes Billard- und Kneipzimmer. Die Architekturteile sind
in Sandstein ausgeführt, das gesamte Sockelgeschoß in Bernburger Kalk-
stein. Die Putzflächen haben einen graugelben Teppichputz (Mittelding
zwischen rauhem und glattem Putz, dessen Struktur den Eindruck eines
Teppichs macht) erhalten. Zur Dachdeckung sind naturrote Ziegel und für
den Turm Kupfer verwendet. Halle, Speisesaal und Frühstückszimmer sind
mit reichen Eichenholzpaneelen versehen. Die Formen des Äußeren zeigen
eine freiere deutsche Renaissance; das Ornament klingt an nordische For-
men an. Im Inneren sind Halle und Speisezimmer in Frührenaissance ge-
halten. Im Herrenzimmer, welches zur Aufnahme einer ganz hervorragen-
den Sammlung von orientalischen Kunstgegenständen dient, die der Bau-
herr von einer Weltreise mitgebracht hat, sind Türen und Decke in
orientalischen Formen durchgebildet.
Tafel 37. Offizierkasino in Nürnberg. Architekt:
J. Schmeiß ner in Nürnberg.
Das aus Erdgeschoß und zwei Obergeschossen bestehende Gebäude
enthält im Erdgeschoß und zweiten Stock die aus beigegebenen Grund-
rissen ersichtlichen Räume. Im ersten Stock befinden sich Diensträume.
Die Küche für die Gesellschaftsräume im zweiten Stock ist im Kellergeschoß
untergebracht. Von den Außenseiten sind das Erdgeschoß, der Giebel mit
Balkon und das Hauptgesims aus Sandstein hergestellt; alle übrigen Teile
sind verputzt. Die Oberleitung des Baues lag in den Händen des Inten-
dantur- und Baurats Kargus in Nürnberg, die örtliche Leitung wurde von
Architekt Sievers ausgeübt.
Tafel 38. Wirtshausschilder in Flacheisen, Gitter und
Laterne aus Memmingen, München und Salzburg. Aufnahmen
von Mathias Feller in München.
Tafel 39. Deutsche evangelische Kirche auf der Herr-
schaft Witeszyce in Posen (Entwurf). Architekt: Regierungs-
baumeister Ludwig Otte in Groß-Lichterfelde.
Auf der Herrschaft Witeszyce, die bei Jarotschin in der Provinz Posen
in ausschließlich polnisch-katholischer Gegend liegt, wollte der Eigentümer,
Herr von Dulong, für sich und seine Familie sowohl wie für die von aus-
wärts zuziehenden evangelischen Einwohner der Umgegend eine deutsch-
evangelische Kirche erbauen lassen. Es ergab sich von selbst, daß diese
in schlichtester Form ausgedacht und ihr ein Gepräge gegeben ward, das
an alte Dorfkirchen im Herzen der Mark erinnert. Kommt doch aus letzterer
der beste Zuzug zur Stärkung des Deutschtums in Polen.
Der Entwurf sieht 170 Sitzplätze vor, außerdem gegenüber der Orgel-
tribüne eine geräumige, erhöhte Patronatsloge, die vermittels eines Vor-
raums von außen zugänglich ist. Dem Turm, als ragendem Wahrzeichen,
sollte eine beträchtliche Höhe gegeben werden.


An der Stelle, wo bis zur Mitte des vorigen Jahrhunderts die Salz-
kothe standen, in denen von den Halloren Salz gesotten wurde, einer
Stätte, die mit der ältesten Geschichte von Halle eng verknüpft ist und
ihre eigene Gerichtsbarkeit besaß, wurde vor einigen Monaten eine Volks-
lesehalle eingeweiht. Das Grundstück gehört der Stadt, die es in Erbpacht
auf 70 Jahre dem Verein für Volkswohl zu einem mäßigen Jahreszins
überließ. Die Lage ist sehr günstig im Verkehrszentrum, mit der Haupt-
front an dem Hallmarkt und mit der Rückseite an den geräumigen Hof
der Handwerkerschule angrenzend. Der Baugrund war der denkbar
schlechteste; zunächst fand sich eine Aschenschicht von beinahe 4 m Mäch¬

tigkeit, die von den Holzfeuerungen der Salzkothe während eines viel-
leicht tausendjährigen Betriebes herrührte. Unter der Aschenschicht war
der Boden morastig. Die Fundierung erfolgte deshalb auf einer einge-
schlämmten Sandschüttung von 50 cm Höhe mit einer durchgehenden
Betonplatte von 50 cm Dicke. Um eine möglichst gleichmäßige Verteilung
der Last auf dieser Platte zu erzielen, ist der Keller in kleinere Räume zer-
legt, und sind die untersten Schichten der Kellermauern nach jeder Seite
um etwa 12 cm ausgekragt. Zur Erzielung einer starken Verankerung
wurden auch die Decken über dem Kellergeschoß und Erdgeschoß als
vollständig durchgehende, nur von den Treppenöffnungen durchbrochene
Betonplatten mit Eiseneinlagen nach dem System Hennebique konstruiert.
Das Kellergeschoß enthält die erforderlichen Wirtschaftsräume der
Wohnungen nebst Waschküche und Heizraum. Im Erdgeschoß sind mit
direkten Zugängen von der Straße die Arbeitsnachweisstellen des Vereins
für Volkswohl für männliche und weibliche Dienstboten untergebracht,
sowie eine Volkskaffeehalle. Im ersten Obergeschoß befindet sich die
eigentliche Lesehalle, aus zwei großen hellen Lesesälen bestehend, mit
anstoßender modern eingerichteter Bücherei, die auch eine Volksbibliothek
enthält. Das zweite Obergeschoß, mit ähnlichen Räumen wie das erste,
haben der Kunstverein und der Kunstgewerbeverein gemeinschaftlich zur
Abhaltung kleinerer Ausstellungen und zur Unterbringung der Vereins-
bibliothek gemietet. Das dritte Obergeschoß enthält zwei Beamtenwoh-
nungen; im Dachgeschoß befindet sich die Wohnung des Hausmanns.
Die Fassade ist in Graukalkmörtel geputzt mit einem Sockel aus
Sandstein; das Erdgeschoß und die Pfeiler sind in derbem Kammputz
gehalten, die dazwischen liegenden Felder in Spritzbewurf mit glatt ge¬

putzten Gliederun-
gen. Es war das
Bestreben der Ar-
chitekten, die Form-
gebung der Fassade
lediglich aus der
Bestimmung des
Gebäudes und sei-
nem Grundriß zu
entwickeln. Das
Hauptmotiv bilden
daher die großen
Fenster der Lese-
räume im ersten
und zweiten Ober-
geschoß, deren
Lage durch die
Achse der einzelnen
Tische bestimmt
wird, und die, um
eine möglichst gro-
ße Lichtfläche zu
erzielen, segment-
förmigen Grundriß
haben. Das mit ro-
ten naturfarbenen
Biberschwänzen
eingedeckte Dach
wird durch Aufbau-
ten für die Wohnung
des Hausmanns
unterbrochen.


Villa des Herrn Hermann Arnold in Greiz.
7. Salon.

Architekt: Job. Kraaz in Berlin

40

Offizierkasino in Nürnberg.
Portal.

Architekt: J. Schmeißner
in Nürnberg.
 
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