Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

DOI Heft:
Heft 7
DOI Artikel:
Wimpfen, das hessische Rothenburg
DOI Artikel:
Die preisgekrönten Entwürfe in dem von der K. Intendatur des XIII. Armeekorps eingeleiteten Wettbewerb zur Erlangung von Skizzen für den Bau einer evangelischen Garnisonskirche in Ulm
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0065

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1906

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 7





20. Adlerbrunnen.

21. Wohnhaus in Wimpfen i. T.

19. Aus dem Stadtplan von Wimpfen.
A Adlerbrunnen. B Löwenbrunnen. C Apothek'ergäfschen. D Blauturmgasse. E Marktgasse.
F Herrengasse.
Porzellanschalen auf einem leeren Riesentisch hilflos mitten
auf großen Plätzen stehen.
So bieten sich uns überall beredte Zeugen eines kraftvollen
Bürgertums, das sein blühendes Gemeinwesen in einer Weise
baulich auszugestalten verstand, die den praktischen Anfor-
derungen und der lebhaften Freude an Kunst und Behaglich-
keit gleich vollkommen entsprach, statt nur nach dem größten
Nutzwert abgemessen und berechnet zu sein.

Die preisgekrönten Entwürfe in dem von der
K. Intendantur desXIII. Armeekorps eingeleiteten Wett-
bewerb zur Erlangung von Skizzen für den Bau einer
evangelischen Garnisonskirche in Ulm.

Im Programm war in der Hauptsache verlangt:
Der Haupteingang soll an der Westseite, von der Frauenstraße her,
angeordnet werden. Der Bau ist derart zu bemessen, daß die Kirchen-
räume für 2000 Sitzplätze mit 52 cm Breite und 85 cm Weite ausreichen,
von denen rund 1300 Plätze zur ebenen Erde und 700 rund auf Emporen unter-
zubringen sind. — Vor dem Haupteingang ist eine geräumige Vorhalle
anzuordnen. — Die Orgelempore soll Raum für eine Orgel von 30—40
Registern und für mindestens 50 Personen bieten. — Die Stellung des
Altars und der Kanzel ist so zu wählen, daß dieselben von allen Sitzplätzen
aus sichtbar sind. — Der Prediger soll den Zuhörern tunlichst nahegerückt
sein und die Möglichkeit des Verkehrs mit dem Organisten haben. — Die
Kanzel soll nicht zu hoch und in akustischer Hinsicht möglichst günstig
angebracht werden. Nötigenfalls ist sie mit Schalldeckel großen Durch-
messers zu versehen.
Ferner sind an Nebenräumen vorzusehen:
a) eine heizbare Sakristei mit etwa 40 qm Grundfläche nebst an-
stoßendem Abort für die Geistlichen, sowie einigen kleinen Geräteräumen
für den Mesner;
b) ein kleines feuer- und diebsicheres Gelaß für Kirchenbücher,
Altargeräte u. s. w.;
c) eine heizbare Kapelle für den Konfirmandenunterricht für etwa
70 Kinder, welche zugleich zur Vornahme kleinerer Amtshandlungen, wie
Taufen und Trauungen benützt werden kann;
d) einige Geräteräume und
e) Holz- und Kohlengelasse.
Die Räume d und e sind in den Kellerräumen vorzusehen.
Der Bau soll in einfacher, aber würdiger und durchweg monumentaler
Ausbildung hergestellt werden. Mit Rücksicht auf die in der Nähe be-
findliche katholische Garnisonskirche und das Münster ist hiebei von der
Wahl des gotischen Stils Abstand zu nehmen. Die Treppen sind massiv,
die Kirchen- und Kellerräume überwölbt anzunehmen. In geeigneten Fällen
ist die Anwendung von Moniergewölben
zulässig. Dachstuhl und Glockenstuhl sind
aus Eisen herzustellen.
Die Kirche wird auf allen Seiten mit
einem Trottoir und einer Anpflanzung ein-
gefaßt. Die Vorplätze und Gänge im Innern
sind möglichst geräumig anzunehmen. Sitz-
plätze, Eingänge und Treppen sind über-
sichtlich und zweckmäßig anzuordnen. Die
Eingänge sind möglichst zugfrei herzustellen.
Für Beheizung der Kirchenräume ist
eine Zentralheizung vorzusehen, welche in
den Kellerräumen unter oder neben dem
Chor, die ihren Zugang von außen erhalten,
aufzustellen ist. Hiebei ist auf die Anord-
nung eines angemessenen Schornsteins, so-
wie einer Heizerstube Bedacht zu nehmen.
Für die heizbaren Nebenräume, Sakristei
und Kapelle für Konfirmandenunterricht ist
außerdem Ofenheizung vorzusehen.
Sämtliche Kirchenräume werden mit
Beleuchtung versehen und zwar entweder
mit Gas oder elektrischem Licht unter An-
schluß an die Einrichtungen der Stadt.
Im Turm ist eine Kammer für eine Uhr
mit Schlagwerk und 4 Zifferblättern, sowie
eine Glockenstube zur Aufstellung eines
Geläutes mit 3 Glocken vorzusehen.
* *
*
In dem beschränktenWettbewerb waren
sieben Projekte eingelaufen, von denen das
zur Beurteilung der Wettbewerbspläne be-
rufene Preisgericht, bestehend aus den

gestellt und das anstei-
gende Gelände so weit ab- I
gegraben, daß die Futter-
mauern (leider ist dem
Löwenbrunnen ein Teil
seiner Schönheit durch
Entfernung der früheren
Einfassung mit kleinen
Brüstungen und durch die
Erneuerung der Freitreppe
geraubt) gleichsam die
Rückwand der Brunnen
bilden, über der die maleri-
schen Häuserfronten der
so entstandenen dreiecki-
gen Plätze auf ragen. Vom
Brunnenplatze aber öffnen
sich spitzwinklig und mit
den prächtigsten Über-
schneidungen dieEinblicke
18. Bauernhaus mit ausgemalten Ecklisenen und ... . „
Kapitellen. in dieansteigenden Straßen,
wie sie unsre Bilder wiedergeben, hier den Blauen Turm, dort
die Türme der Stadtkirche im Hintergrund zeigend. Wie ganz
anders mutet eine solche Anlage uns an, als die modernen,
von Bestien umwimmelten Brunnen, die wie Schreibzeuge oder

53
 
Annotationen