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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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Heft 12
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Hanftmann, Bartel: Aus der neueren Bautätigkeit Magdeburgs
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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0103

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1906

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft 12


»Wilhelma« in Magdeburg'.
Hauptansicht.

Architekten: Solf 8c Wichards
in Berlin.

kammer. Im Dachgeschoß ist das Giebelzimmer noch
bewohnbar, die übrigen Räume sind Nutz- und Trocken-
böden. Die Zimmer haben sämtlich unmittelbaren Zu-
gang vom Treppenhause aus, das durch Oberlicht
ausgiebig erhellt ist.
Als gelungenen Frontumbau in modernen Formen
zeigt sich das alte Dreifensterhaus von Valentin Walz auf
dem Breiten Wege (Architekt: C. Jagersberger, Ausfüh-
rung: Brumeister & Huhn). Die äußere Ausstattung
ging Hand in Hand mit dem inneren Umbau für aus-
gedehntere Geschäftszwecke, das Dach blieb das alte.
Der Putztechnik ist dabei abgerungen, was sie nur
alles im guten Sinne herzugeben vermag. Das hübsche
Häuschen bildet nicht nur einen feinen, baugeschicht-
lichen Kontrast zu den auf der gleichen Seite gelegenen
schwer ornamentierten Schmalhäusern des 17. und
18.Jahrhunderts, sondern einen wirklichen Ruhepunkt
für das Auge inmitten der Mietkolosse.
Schier fremdartig hier zu Lande tritt das jüngst
fertiggestellte Diakonatsgebäude zu St. Gertraud in
Magdeburg-Buckau in die Erscheinung. Nicht anders
als ein Schmuckkästchen erscheint der Bau in seiner

steinmaterial, ja selbst von Fassadenbacksteinen erschwert hier
sehr die gefällige, in der Abwechslung bunte Herstellung, und
eine annehmbare Wirkung ist nur durch Enthaltsamkeit in der
unumgänglichen Putztechnik zu erreichen, die sparsam mit
Holzpartieen durchsetzt wird. Die von uns gebrachten Häuser
verdanken ihre ansprechende Wirkung solch kluger Zurück-
haltung. Sie sind von Dorendorf & Oorgas ziemlich gleich-
artig eingerichtet und stellen sich schlüsselfertig auf je 34000 Mk.
Das stark ansteigende Terrain ist in der Weise ausgenutzt, daß
straßenseitig im Kellergeschosse Küche und Mädchenkammer,
rückwärts die Waschküche mit dem Zentralheizungsraum unter-
gebracht sind; dazu die Kellerräume. Im Erdgeschoß liegen
vier Wohn- und Verkehrszimmer, das Speisezimmer mit einem
Ausgange nach dem auf gleicher Höhe liegenden Garten; an-
geschlossen ist ein überdeckter Freisitz. An das Wohnzimmer
stößt straßenwärts der Salon, neben dem Speisezimmer liegt
gegen den Garten noch ein einfenstriges Herrenzimmer. Im
Obergeschoß liegen drei Schlafräume, Bad und Mädchen-

»WilheJma« in Magdeburg. Architekten: Solf 8t Wichards
Treppenhaus. in Berlin.


vornehmen Anspruchslosigkeit, seiner glücklichen Nutzung alter


»Wilhelma« in Magdeburg.
Portal.

Architekten: Solf 8t Wichards
in Berlin.

Art für moderne Bedürfnisse. Roter Sandstein und Putz, deutsche
Schieferdeckung und entschieden gestrichenes Holz— die Schule
Karl Schäfers läßt sich nicht verleugnen! Der Bau geschah nach
dem im Ministerium hergestellten Entwurf und hat den mäßigen
Preis von 42000 Mk. beansprucht. Das Haus enthält rechts
vom Eingang den Konfirmandensaal, links, nach der Straße zu,
Warte- und Studierzimmer, sodann Küche, Eßzimmer mit Frei-
sitz und ein kleineres einfenstriges Zimmer neben dem Eß-
zimmer nach dem Garten. Im Obergeschoß befinden sich die
Wohn- und Schlafzimmer, im Dach die Mägdekammer und
Bodenräume. — Das Haus zeigt ohne Zweifel die gesundeste
Leistung, die der Stadt seit Jahrzehnten beschert wurde.
Von dem monumentalen Justizgebäude, das zu Ostern 1905
seiner Bestimmung übergeben wurde, bringen wir die rechte
Ecke mit einem Blick gegen den Seitenflügel. Der Hauptbau
ist aus lichtgrauem Sandstein herges’tellt und wurde im Haupt-
entwurf im Ministerium bearbeitet; die weitere Bearbeitung und
Leitung lag in Händen der örtlichen Regierungsbaustelle. Der
Bau, der mit seiner mächtigen Längsfront und zwei kräftigen
Portaltürmen in modern geschmeidigen Formen ein neues
Stück Stadtbild geschaffen hat, zeichnet sich durch reichliche
Fries- und Einsatzbildhauerei aus, von der wir eine Reihe
Modellaufnahmen zu bringen in der Lage sind. Neben Kopf-
stücken strengerer Art, die an die Richtung Otto Rieths er-
innern, ist der gemischte Tier- und Pflanzenfries sehr an-
sprechend und in bunter Betonung der Tiersymbolik durch-
geführt. Es sind Anklänge an die Art Viollet-le-Ducs, wie
wir sie in den »Dessins« treffen, ins Moderne genutzt. Die
listige Schlange, der schlaue Fuchs und die Eule der Weisheit

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