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Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0111

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1906

A RCH1 TEKTONISCHE RUN DSC HA U

Heft 1

Entwurf für die Liverpool Cathedral, Architekten: F. Bodley
Liverpool. & G. Gilbert Scott in London.
Aus »The Architectural Review«.


vorgeschrieben hatte und zwar aus folgenden praktischen und künstlerischen
Gründen: die neuen evangelischen Kirchen seien hinsichtlich der Zahl ihrer
Plätze für den gewöhnlichen Sonntagsgottesdienst immer reichlich groß
bemessen, so daß man nur an den wenigen hohen Festtagen eine wirklich
gefüllte Kirche habe, während an gewöhnlichen Sonntagen in einem voll-
kommen zu übersehenden, nur schwach besuchten Kirchenraum leicht der
wichtige Eindruck des gemeinsamen Gottesdienstes beeinträchtigt werde.
Um nun eine gute Sonntags- nicht nur eine Feiertagskirche zu erhalten,
wählte der Kirchenvorstand unter Verzicht auf die übliche Forderung, daß
alle Plätze freien Ausblick auf Altar und Kanzel bieten sollen, die alte
Form der Langschiffbasilika, durch deren Stützen die drei Schiffe für das
Auge gewissermaßen getrennt werden, so daß man eigentlich nur die Plätze
im Mittelschiff übersieht und den Eindruck einer gefüllten Kirche schon
dann hat, wenn nur dieses besetzt ist. Auch die seelischen Beziehungen
des Geistlichen zur Gemeinde werden davon wesentlich beeinflußt, denn
naturgemäß wirkt die Predigt stärker in gefüllter Kirche als in halb-
leerem Raume. Der niedersächsisch-romanische Stil als echt germanischer
schien dem Kirchenvorstande am meisten geeignet, durch seine kraft-
volle Schlichtheit dem verhältnismäßig kleinen Gotteshause die nötige
Wucht und Monumentalität zu geben. — Auf Grund dieses Programms ent-
stand der 800 Sitzplätze enthaltende Bau mit 13 m breitem, in drei Joche
geteilten, mit Kreuzgewölben überspannten Mittelschiff ohne Seitenschiff-
emporen. An der nach Süden gerichteten Turmfront liegt zwischen den
beiden Turmhallen mit den halbkreisförmigen Treppenhäusern eine ge-

räumige Hochzeitshalle, darüber die Orgelempore mit Raum für etwa
60 Sänger und 75 Zuhörer, darüber zwischen den Türmen ein Übungs-
saal. Die Ausführung erfolgte in Postaer und Sänder Sandstein für die
Architekturteile und in Terranovaputz für die Flächen. Die Kreuzgewölbe des
Mittelschiffs sind rauh geputzt, um die Schallwirkung zu fördern. Die Bau-
kosten betragen ausschließlich Architektenhonorar 395000 Mk.
Eine imposante, nach Art der mittelalterlichen Kathedralen die ganze
Umgebung beherrschende Anlage zeigt der Entwurf der Architekten
F. Bodley und G. Gilbert Scott in London für die neue Kathedrale in
Liverpool in England, den wir nebenstehend nach „Architectural
Review“ wiedergeben.
Den Charakter der bescheidenen Dorfkirche des
Bernerlandes zeigt die neue Kirche in Röthenbach
(nach „Schweizer Bauzeitung“), die von Architekt Karl
Indermühle, dem Berner Münsterbaumeister, mit einem
Kostenaufwand von insgesamt 46 240 Mk. erbaut ist. Der
Kirche, einem einfachen rechteckigen Raum mit gerader
Altarwand, ist eine hölzerne »Vorlaube« vorgelegt, die den
Übergang zwischen der Kirchhofmauer und der Kirche
vermittelt und den oft weither kommenden Kirchenbesuchern
als Warteraum dient. Der Turm ist mit der Giebelmauer
in gleicher Flucht, seitlich halb aus dem Schiff heraus-
tretend und so die Ansichtsseite nach dem Dorfplatz ver-
breiternd, hochgeführt. Das Mauerwerk ist verputzt und
geweißt, das Holzwerk leuchtend rot gestrichen und mit
Weiß verziert. Die Dächer sind mit spitzbogigen Biber-
schwänzen eingedeckt. Im Innern geben braune Vertäfe¬
lung, weiße Wände mit wenigen roten Linienornamenten,
Fenster mit kleinen Scheiben, grüne Kachel¬
öfen, einfaches Gestühl, roter Ziegelfu߬
boden im Chor und eine braunlasierte höl¬
zerne Tonnendecke mit Ziernägeln und
weißen und grünen Ornamenten einen
einheitlichen, traulichen Eindruck.
Eine Schilderung nebst Übersichts¬
karte der zahlreichen mittelalterlichen
Kirchen der holländischen Provinz
Groningen, die bis ins 9. Jahrhundert
zurückweichen, gibt Reichsbaumeister
C. H. Peters im Haag im „Zentralblatt
der Bauverwaltung“ Nr. 69.
Die Templerkirche der hl. Maria
in Iffley bei Oxford in England, die wir
nach „American Architect“ wiedergeben,
gibt ein interessantes Beispiel normannischer
Baukunst. Die Kirche ist 1135—1147 oder
1175—1195 erbaut. Der zwischen Schiff und Chor errichtete Turm ruht auf
mächtigen Halbkreisbögen, die dasselbe Zickzack- und Wulststabornament
zeigen wie die Portale und Fenster, und auf starken Pfeilern mit vorge-
legten Halbsäulen mit Würfelkapitellen und seitlichen Eckpfeilern (letztere


Kirche in Röthenbach (Kant.Bern).
Architekt: Münsterbaumeister Karl
Indermühle in Bern.
Aus »Schweizerische Bauzeitung«.



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bis 7 m Länge.


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Alfred Krön er Verlag in Stuttgart.

Denkmäler.
Von
Albert Hofmann,
Architekt, Redakteur der »Deutschen Bauzeitung« in Berlin.
Heft 1: Geschichte des Denkmales.
Handbuch der Architektur. Vierter Teil, 8. Halbband, Heft 2a,
Mit 24 Tafeln.
Geheftet 15 Mark. — In Halbfranz gebunden 18 Mark.
Heft 2: Denkmäler
mit architektonischem oder vorwiegend
architektonischem Grundgedanken.
Handbuch der Architektur. Vierter Teil, 8. Halbband, Heft 2b.
Mit 524 Abbildungen im Text und 4 Tafeln.
Geheftet 24 Mark. — In Halbfranz gebunden 27 Mark.

Es ist ein ungeheures Gebiet, welches in übersichtlicher Weise zusammenzufassen,
hier zum ersten Male unternommen wird. Das ungemein reiche Material wurde in
drei Unterabteilungen zerlegt und zwar: a) Geschichte des Denkmales, worin
einige Kapitel allgemeinen Charakters vorausgeschickt wurden; b) Kunstformen
des Denkmales und c) Einzel fragen der Denkmalkunst. Eine äußerliche Teilung
in drei Hefte ergab sich bei dieser Gruppierung des Stoffes dadurch, daß in das
erste Heft die Geschichte des Denkmales und in das zweite Heft die Dar-
stellung der Denkmäler mit architektonischem Grundgedanken ver-
einigt wurden. Diese beiden Hefte liegen nunmehr vor. Das dritte Heft wird die
Denkmäler mit figürlichem Grundgedanken behandeln; den Übergang zu
ihnen wird eine Darstellung der B ru n n e n d e nkm äler bilden, und letzteren werden
sich Einzelfrage n der Denkmalkunst, wie Wahl der Art des Denkmales,
Wahl des Aufstellungsortes, Art der Umgebung, Größenverhältnisse, Stil, Haupt- und
Nebenfiguren u. s. w. anschließen.
Von der Überzeugung ausgehend, daß die beste Beschreibung keinen sicheren
Eindruck des Werkes selbst zu geben vermag, wurde von der bildlichen Darstellung
im weitesten Umfang Gebrauch gemacht; fast alle Denkmäler werden dem Leser in
guten Abbildungen vorgeführt, wodurch das Werk besonders geeignet wird, auch
dem ausübenden Künstler Anregungen zu bieten.
Zu beziehen durch die meisten Buchhandlungen.
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