Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Architektonische Rundschau: Skizzenblätter aus allen Gebieten der Baukunst — 22.1906

DOI Heft:
Beilagen
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.44851#0174

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
1906

ARCHITEKTONISCHE RUNDSCHAU

Heft IQ


Küchenstube im Vierfamilien-Arbeiterwohnhaus Architekt: August Grothe
des Ausschusses zur Pflege heimatlicher Kunst und in Dresden.
Bauweise in Sachsen und Thüringen.
Dritte Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden 1906.
seine Bestrebungen veranschaulicht durch eine Arbeiterwohnung für
Dresdener) Großstadtverhältnisse (Architekten Schilling & Gräbner)
und durch Ausstellung der Pläne seiner Bauten (Architekt H. T h ü m e u. a.),
von denen wir früher schon einiges veröffentlicht haben.
Auch ein Einfamilienhaus für eine Villenkolonie in Kemnitz bei
Dresden (Architekt Oswin Hempel, Ausführung und Grundriß von
Hofzimmermeister Ernst Noack) zeigt den nicht in jeder Hinsicht ge-
lungenen Versuch, ein zweckmäßiges und wohlfeiles Einzelhaus für kleinere
bürgerliche Verhältnisse zu schaffen. Sehr lobenswert ist die damit ver-
bundene, an gute alte Überlieferung anknüpfende Gartenanlage.
Ein anderes Beispiel von Gartenarchitektur ist der auf S. 74 abge-
bildete Gartenpavillon (Architekt Albin Müller, Magdeburg, aus-
geführt von Zimmermeister Paul Schuster). Recht gut wirken ferner
das Parkhäuschen von W. Lossow (ausgeführt von Ernst Noack)
und das Landgasthaus z urnjägerhof mit origineller Kegelbahn von
Oswin Hempel, das sich an die Dorfgruppe anreiht. Auch die kleinen
Losverkaufsbuden sind mit einfachen Mitteln, etwas weißem Latten-
werk, tiefgelbem Pappdach und Blumen, recht geschickt gestaltet. Für
die Delmenhorster Linoleumfabrik Ankermarke« hat Professor
Peter Behrens einen Kuppelbau entworfen, in dem deren neue Muster
z. T. recht mangelhaft angebracht sind.
Besondere Beachtung verdient schließlich die von Professor Fritz
Schumacher geschaffene Gruppe verschiedener Verkaufsläden, als
Vorbild für die künstlerische Behandlung solcher Räume.
Der Tafelaufsatz für die Stadt Dresden.
Unter den zahlreichen Arbeiten in Edelmetall, welche die Gruppe
»Kunsthandwerkliche Einzelerzeugnisse« aufweist, befinden sich auch
mehrere größere Arbeiten, welche im Auftrage der Stadt Dresden oder
für dieselbe ausgeführt sind. Sie zeigen höchst erfreulicherweise, daß bei
diesen Bestellungen dem selbständigen Fortschreiten der edlen Gold-
schmiedekunst keinerlei Fesseln durch Festhalten an veralteter Überlieferung-
aufgelegt werden, wohl aber die gute alte, verehrungswürdige Überlieferung
der Wertschätzung und Förderung echter Kunst durch die Städte nach
Kräften gewahrt wird. Das gilt sowohl von dem in Gold getriebenen, mit
Elfenbein und Edelsteinen geschmückten Prunktintenfaß (Architekt Max
Hans Kühne), wie von dem Goldenen Buch der Stadt (Prof. Gußmann)
und der Wahlurne für den Rat (Prof. Fritz Schumacher, Bildhauer R. König),
insbesondere aber von dem großen Tafelaufsatz, der aus der Dr. Qüntz-
Stiftung für die Stadt Dresden nach Entwurf von Prof. Karl Groß durch
die Juweliere Ehrenlechner, Heinze und Berger ausgeführt ist (vergl. Abb.)
und ein Meisterwerk von eigenartiger künstlerisch-anmutiger Erfindung, wie
sorgsamer Ausführung darstellt. Die Stadt Leipzig hat der Stadt Dresden
zwei silberne Prunkleuchter (entworfen von Max Hans Kühne) geschenkt,
die ebenfalls hier Erwähnung verdienen.


Notizen.
Auf dem diesjährigen Tag für Denkmalpflege in Braunschweig
am 27. und 28. September wird eine Reihe fesselnder Vorträge stattfinden:
1. Prov.-Konservator Büttner, Steglitz: »Wie ist die öffentliche Meinung
zu Gunsten der Denkmalpflege zu beeinflussen?« 2. Landesbaurat Re-
horst, Merseburg: Über die Möglichkeit der Erhaltung alter Städtebilder
unter Berücksichtigung moderner Verkehrsanforderungen.« 3. Konservator
Dr. Flager, München: Bemalung und Konservierung mittelalterlicher Holz-
und Steinskulpturen.« 4. Prov.-Konservator Dr. Reimers, Hannover:
»Die Instandsetzung alter Altarbilder.« 5. Stadtbaurat Schaumann, Frank-
furt a.M., und Prof. Stiehl, Charlottenburg: »Bericht über die Aufnahme

der kleinen Bürgerhäuser.« 6. Amtsrichter Dr. Bredt, Lennep: »Aufgaben
der Denkmalpflege im bergischen Lande.« 7. öeh. Öberbaurat Hoßfeld,
Berlin: »Über Denkmalpflege auf dem Lande.« 8. Geh. Baurat Pfeifer,
Braunschweig: »Über braunschweigische Stifts- und Klosterkirchen« (mit
Lichtbildern). 9. Prof. Dehio, Straßburg i. E.: »Bericht über das Hand-
buch der deutschen Kunstdenkmäler.« 10. Geh. R. Dr. Lörsch, Bonn:
»Über städtische Kunstkommissionen.« 11. Prof. Stiehl, Charlottenburg:
Backsteinbau und Denkmalpflege.« 12. Architekt Sandtrock, Hildesheim:
»Denkmalpflege in Hildesheim.« 13. Prof. Liibke, Braunschweig: »Über
Bemalung alter Holzbauten.« 14. Prof. Dr. Meier, Braunschweig: »Über
die Erhaltung alter Straßennamen.«
Symmetrie und Gleichgewicht in Kunst und Kunstgewerbe soll
eine vom Württembergischen Landesgewerbemuseum in Stutt-
gart für den Herbst d. J. geplante Sonderausstellung nach allen Rich-
tungen behandeln durch Vorführung von Beispielen und Gegenbeispielen
aus allen Gebieten und Zeiten, verbunden mit Hinweisen auf die physio-
logischen Voraussetzungen und die Vorbilder und Gegenstücke in Natur
und Praxis. Dadurch soll einerseits ein retrospektives Studium der Frage
ermöglicht werden, wie sich die konservativen und die oppositionellen Stil-
richtungen mit der Symmetrie abgefunden oder über sie hinweggesetzt
haben. Anderseits soll das künstlerische und kunstgewerbliche Schaffen
der Gegenwart, -das z. T. unbedingte Symmetrie befolgen zu müssen glaubt,
einer Fessel entledigt (? Die Red.) und zu freieren Schöpfungen angeregt
werden«. Zur Mitwirkung werden alle Museen, Künstler und Kunstfreunde
eingeladen. Erwünscht sind alle kunst- und kunstgewerblichen Werke, die
entweder eine ängstliche Einhaltung der axialen oder zentralen Symmetrie,
oder eine souveräne Beiseiteschiebung dieser statischen Forderungen in be-
zeichnender Weise veranschaulichen, selbst Gegenbeispiele, die über die
selbstverständlichen Gesetze des Gleichgewichtes rücksichtslos hinausgehen.
Auf der Wanderversammlung des Verbandes deutscher Archi-
tekten- und Ingenieurvereine in Mannheim am 31. August bis 7. Sep-
tember d. J. wird am 3. September Herr Stadtbaurat Prof. Schmalz, Char-
lottenburg, einen Vortrag halten über »Umfang des gotischen Erbteils
im Barock, im besondern Hinblick auf das deutsche Barock«
und am 4. September Oberbaurat Prof. Baumeister, Karlsruhe, über
»Grundzüge des Städtebaues«.

Tafelaufsatz für die Stadt Entworfen von Professor Karl Groß
Dresden. *n Dresden.
Dritte Deutsche Kunstgewerbe-Ausstellung in Dresden 1906.
 
Annotationen