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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Wilhelm der Heilige, Abt zu Hirschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0046

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Dieser Abt Wilhelm war ein Mann von schöner, ehrfurchtgebiethender
Gestalt. Aus seinem Auge sprach der sanfte Ernst einer durch Wissenschaft
veredelten, und durch strenge Uebungen über dre Eitelkeiten der Welt erhab-
nen Seele. In Geschäften und im Umgang vereinigte er die Einfalt der
Taube mit der Klugheit einer Schlange (?); seine Manieren aber zeigten
den ganzen Anstand seiner Würde. Eine volle Stimme und ein ungewöhn-
licher Schaz erworbener Kenntnisse verliehen seiner natürlichen Beredsam-
keit jene wunderbare Kraft, womit man über das Herz der Menschen gebie-
thet. Dabei gab es keine Regel seines Ordens, welche er nicht aufs gewis-
senhafteste erfüllt hätte. Sein Inneres barg die ganze Fülle des ächten
Glaubens, und es war keine Heuchelei/ wenn er einsam oft vor seinem Kru-
zifixe lag, und mit bethräntem Auge um Erleuchtung und Rettung seiner
Mitmenschen bath.
Viele späteren Vorsteher schienen aufgeklärter, als Wilhelm; sie hielten
wenig auf Gebeth und Kasteiung; sic folgten mehr den Bedürfnissen ihrer
Natur, als den Geboten ihrer Negelzucht. Weil aber im Genüsse Maaß
zu halten nur die Weisesten verstehen, so fielen sic unter die Herrschaft ge-
meiner Neigungen, und ihr Andenken ist mit dem lezten Schall der Grab-
glocke verschwunden.
Ohngeachtet seiner mönchischen Strenge war Abt Wilhelm leutselig
gegen Jedermann, besonders gegen die Armen. Er beschenkte sie immer-
reichlich, und suchte in ihnen ein festes Vertrauen auf den Lenker der Schick-
sale zu erweken; sein Wahlspruch hieß: „An der Barmherzigkeit des Herrn
soll man nie verzweifeln." Viele angesehenen Männer der Kirche suchten
seine Freundschaft; mir dem berühmten Erzbischof Anselm von Kanterbnri
wechselte er Briefe. In dem großen Streit zwischen Altar und Thron hielt
Abt Wilhelm aufrichtig, und obwohl von Feinden umgeben und vielfach
verfolgt, stets unerschütterlich auf Seiten des Pabsts; über seine Mönche
und Gotteshausleute wußte er in allen Sachen sein Ansehen als Vater und
Regent ungeschwächt zu erhalten: seine Tugend, seine Klugheit und Energie
waren so überwiegend, daß jeder Neider davor verstummte.
Der Ruhm des großen Abts von Hirschau durchlief bald ganz Deutsch-
land (H. Aus den entferntesten Gegenden sammelten sich fromme Vereh-

(2) colinukiua 8iii!pHeitate tantum vi^uit tu eu 8erpeu!ina a8ti!t:a. ut a
culi prncleirtibu8 victerelur omnss praeeeitere et a 8apieMiNu8 mire ioieretui
pro purae uient!8 inooeeMia."
(3) 8snetu8 /f'rV/ieZ-rrttL, Ino siäns praefulFläum, plenam trnnZem wenigem uon.
nosti -re tantum opaeae Nori iciaecjue Mi^rae 8)!vav iuvexü. 8eci et i sUIos 8U08
unltecpiarp.ie per 6ermaniam et ultra expanctit. mnauNui noi)!8 acleo ctsuatus
Nenel'ieiu". OerNei t U8, ui8l. 8. >. !, 20ä.
 
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