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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Konrad der Heilige, Bischof von Konstanz
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0138

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L17

Konrad der Heilige,
Mtchok von Aonttan;.

Unter dem Geläute aller Gloken entfaltete sich vor dem Portale des
Münsters ein ungeheurer Zug: die städtische Jugend in langer Reihe,
unzählige von Priestern und Diakonen, von Weltgeistlichen aller Art, die
Väter vier und zwanzig benachbarter Klöster mit ihren Schülern, die Großen
der Stadt und Umgegend, ein Bischof, drei Herzoge mit ihren Hauptleuten
und Rächen, viele Haufen Kriegsleute, und eine Unzahl von Volk beiderlei
Geschlechts, alle im Schmuke festlicher Kleidung, in ehrfurchtsvoller Andacht,
singend und betend! Seit Menschengedenken hatte man nichts Aehnliches
gesehen; aber das Auge der Schauenden haftete nicht an dem bunten Wechsel
der Menge, es suchte einen Sarg, welcher schwarz umhangen in Mitte des
Zuges getragen ward.
Die Prozession bewegte sich langsam, durch die Hauptstraßen der Stadt,
und langsam wieder zurük nach dem Münster. Dort begann jezt ein tau-
sendstimmiger, dumpfer Todtengesang; der Sarg wurde abgehoben und
hinter dem Heiligkreuz-Altar in ein steinernes Grab versenkt. Der Gottes-
dienst ging zu Ende; die Massen des Volkes zertheilten sich G).
Und der geheimnißvolle Sarg, was mochte er bewahren? Lasset uns
zurükschauen in das Alterthum unserer Väter, in die Zeiten Kaiser Otto
des Großen. Damals saß auf dem bischöflichen Stuhle zu Konstanz der
Kanonikus Konrad, Sprößling des erlauchten Hauses der Welfen, Lieb-
ling und Rathgeber der Fürsten, ein Prälat, der mehrmals in Rom und
selbst in Palästina am heiligen Grabe gewesen, Freund der Wissenschaften
und Künste, Wohlthäter seines Sprengels, seines Hochstifts und der Stadt
Konstanz, Gründer und Beförderer vieler Kirchen und Klöster, ein Mann,
der die Welt kannte, dem nichts Wichtiges entging, der Vieles voraus sah,
was gewöhnlichen Bliken verborgen blieb, ein Mann voll Anstand, voll
Thätigkeit und Kraft.

(1) Vrgl. di euALi't, episcopat. Loustant. l, 264.
 
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