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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Konrad der Heilige, Bischof von Konstanz
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0139

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Aber dieser große Bischof verbarg unter dem glänzenden Aeußern seiner
Würde ein bescheidenes, demuthvolles, teilnehmendes Herz. Mitten in
der Arbeit für Kirche und Reich vergaß er die Geschäfte der Wohlthätigkeit
nicht. Unverschuldete Armuth milderte er durch thätliche Hülfe und men-
schenfreundliche Herablassung; gewaltsam Unterdrükten half er unverweilt
zu ihrem Recht; allen Bedürftigen war er ein rächender, helfender Vater.
Stolz der Kaste blieb ihm fremd; ihn belebte der Geist des Evangeliums,
der Gesst der Liebe und Gleichheit (?).
Betrachten wir ein so würdiges, so segenvolles Leben etwas näher.
Konrad war der dritte Sohn Graf Heinrichs von Altdorf und Frau
Hatta's von Hohenwart. Als Nachgeborner wurde er dem geistlichen
Stande geweiht und kam in die Domschule nach Konstanz, welcher damals
der gelehrte Nothing vorstund. Bald erregten sein musterhafter Wandel,
sein unermüdlicher Fleiß, seine schnellen Fortschritte die allgemeine Bewun-
derung; man ahnete in dem strebenden Jünglinge schon den künftigen großen
Mann (2). Konrad erhielt dasKanonikat, nahm die Priesterweihe, wurde
Domprobst, wurde der Freund und Koadjutor seines Bischofs. Wir über-
gehen es, wie er die Leidenschaften des Fleisches beherrscht, wie er gefastet,
gewacht, gearbeitet und gebetet; aus diesen Kämpfen der Selbstbezwingung
ging er in Vielem geübt, übrigens ungeschwächt hervor G)-
Jene Männer und Jünglinge hatten ein schönes Ziel vor Augen; sie
wollten würdige Diener der Kirche seyn, der Kirche, welche damals allein
das Geheimniß besaß, die rohe Leidenschaftlichkeit des Zeitalters zu bändigen,
und aus Barbaren gesittete Menschen zu bilden. Diesem Ziele opferten
die Edelsten unter ihnen Alles auf, weil ihre Seele davon erfüllt war.
Ewig verehrungswürdig seyen sie darum auch der Nachwelt, welche die
Früchte ihrer Mühen genießt!
Im Jahre neunhundert fünf und dreißig verstarb zu Konstanz der alte
Nothing, welcher auf das Ableben Bischof Salomons die erledigte

(2) Die Vita >8. bei Mangold (cbron. con8t.) sagt von ihm: „8nper
e^enum et pauperem, inteUi^en8 eorum inopiam, eompa88ione experire cte8i-
clerat, 86 mi8eriorem reputan8, 8i cnicpie pro viribu8 non 8nl>veniat. ?Ionu8
an!e 6t retro oeull8 pra686ntido8 pro8pieit atgue tutnrm. Ip8i nol>ilk8 ae
potent68 inuncli 6X6MPÜ8 e;»8 8nb manu Dei aclclmcunt Iiumiüari/' Und
Neugart fügt bei: „Vita efu8 imstar libri elaborati88imi Mit, 6X cpm cnsu8vi8
eonclitionm boinin68 optima morum praeeepta baurire potuerunt."
(3) <1uantu8 6886t futuru8, sam pro aetati8 moclnlo non meclioeriter in 60 forma-
batur.
(4) Hi8 8tuciÜ8 et exercitii8 animum roborabat in tantum^ ut naturae ae8tum
diuino temperaret timore: ae per Ime in pectore 8ecle8 funclatur 8apientiae.
Die moderne Ansicht über die Kasteyungen darf hier nicht als Maßstab gelten.
 
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