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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Konrad der Heilige, Bischof von Konstanz
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0140

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Würde erlangt hatte. Der feierlichen Beerdigung wohnte unter Andern
auch Bischof Ulrich von Augsburg bei, ein Prälat vom größten Ansehen.
An ihn also wendete sich die Priefterschaft und das Volk um den Vorschlag
eines neuen Vorstehers der verwaisten Kirche. Ulrich ordnete eine drei-
tägige Bet- und Fastenzeit an. Sie wurde streng vollzogen, und neue Ab-
geordnete erschienen vor dem Bischöfe, um seinen Rath zu vernehmen. Da
sprach Ulrich: „Alle Tugenden, welche der heilige Paulus von einem
Bischöfe verlangt, besizet der Domprobst Konrad." Dieses verkündigten
sie alsobald dem harrenden Volke und wie mit einer Stimme erscholl der
freudige Ruf: „Konrad werde Bischof, er ist uns von Gott gegeben."
Der Domprobst aber, als er seine Wahl erfuhr, seufzte im Stillen;
denn die ganze Pflicht des übernommenen Berufes fiel ihm drükend auf das
Herz. Fürst sepu und Kirchenhirte über einen der größten, belebtesten
Sprengel — war für die Schulter eines redlichen Mannes keine geringe
Bürde. Die Erhebung Konra d's siel indessen um so glücklicher aus; die
Großen fanden sie billig, der Klerus sähe sie ohne Neid, und das Volk freute
sich über einen Oberhirten von solchem Verstände und Herzen, von solcher
Kraft und Frömmigkeit <?).
Beinahe ein jedes Jahr seines Vorstehoramtes bezeichnete Konrad mit
einem Werke frommen Sinnes, oder väterlicher Fürsorge oder kunstliebender
Thätigkeit. Zu Konstanz gründete er ein Spital, wo täglich zwölf Arme
gespeist wurden, und unter dessen Dache auch nothbedürftige Wanderer eine
Zuflucht fanden; er errichtete ferner ein Stift für zwölf Chorherren in der
Ehre des heiligen Maurizius, mit einer Nachbildung des heiligen Grabes;
erneuerte und bereicherte die Kollegiatkirchen von Sankt Paul und Sankt
Johann; erbaute die Abseiten des Münsters mit den zwölf großen Säulen,
und schmükte es mit Glasgemälden, Heiligthümern, Gold-und Silberzierden;
endlich ließ er auch die Mauern der Stadt ausbessern (§). Dem Hochstift
selbst vergabte Konrad mehrere von seinen Stammgütern, mehrere andere
erwarb er demselben von Kaiser Otto, wodurch das jährliche Einkommen
um vierzig Mark vermehrt wurde G). Unter den Klöstern seines Spren-
gels zeigte der Bischof für das Stift Sankt Gallen eine besondere Vor-
liebe; Zucht und Gelehrsamkeit blühten dort am meisten. Er besuchte es

(5) Oauäet 86 promerui88e talem prae8ulem. I^aetatur 6e tnm
exirnio pa8tore , ergus voce inäk8inenter all ullerrima vitue invitutur pU8cua,
cigv8 opera a 8gtnbri nnNstenn8 <ti8crepant lloctrina.
(6) Nach M a n g o l d's Chronik und einer Stelle aus Schultheiß's histor. Kollek-
taneen, abgedr. in L end er's Beiträgen zur Gesch. von Konstanz, 1838.
(7) IXeuAart, epl8copat.6on8t.lt, 283. Lei ch tlen, die Zähring. S. 58.
 
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