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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Zäringen, die Stammburg unseres Fürstenhauses
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0064

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Z ä'e r u g e u,
dic Stammburg untcres Fürstenhauses.
Der alte Herzog saß einsam und lebensmüd ans der hohen Lintburg.
Seit einem halben Jahrhundert hatte er unter mancherlei Anstrengungen
und Noth für das Wohl des Reiches gearbeitet und gestritten; durch Bie-
derkeit, Klugheit und Beredsamkeit war er vor viel anderen Fürsten ausge-
zeichnet, das Volk ehrte sein Ansehen und die Welfen sahen in ihm eine
Hauptstüzc ihrer Parthei. Aber dic Sache König Rudolfs, welchem seine
thätige Freundschaft zum Throne verholfen, gerieth in Abnahme; viele An-
hänger wurden treulos und wandten sich für Geld und Aemter auf die
Seite Kaiser Heinrichs. Diese traurige Wendung der Ereignisse betrachtete
Berthold mit wachsendem Unmuth und Schmerz; jede neue Bothschaft
schlug dem grauen Helden eine neue Wunde — er begann an dem Glücke
zu verzagcu, wurde wahnsinnig, und in diesem schreklichen Zustande ein
Raub des Todes.
Da erhob sich Berthold, des Herzogs Erstgeborner, und rächte an
dem falschen Glük die Schmach seines Hauses. Kein Zufall, keine Gewalt
erschütterten ihn — er besaß ein unbezwingbares Gemüth. Bei allen
Begebnissen des Lebens, im Felde unter den Waffen, wie im Frieden am
Hofe des Kaisers, oder im Nathe der Fürsten, oder auf dem Gerichtsstuhle,
oder im Kreise der Seinigen, erwies er sich allezeit als denselben verständi-
gen, unerschrokenen, rüstigen Mann, und sein Leibspruch sagte: „Gefaßt,
im Leben wechselt immer Regen mit Sonnenschein."
Dieser Fürst scztc seinen Bruder Gebhard auf den bischöflichen Stuhl
zu Konstanz, und hinterließ seiner Nachkommenschaft, neben dem gesicherten
Besiz der altererbtcn Stammgütcr, die Grafschaft Burgund mit der Reichs-
vogtei über Zürich, über Lausanne, Genf und Sitten, als Ersaz für dic
 
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