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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Zur Geschichte des Tabakrauchens im Großherzogthum Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0337

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Znr Geschichte -es Tabakranchens
im
Vroßherzogthum Da-en.

Nachdem in vielen Ländern die geistliche und weltliche Gewalt,
das Oberhaupt der katholischen Kirche wie der protestantische König
Jakob der Erste von England, der russische Czar wie der Groß-
mogul, gegen die sich einschleichende Gewohnheit des Tabakrauchens
ohne großen Erfolg Maasregeln getroffen hatten, kam diese Gewohn-
heit im dreißigjährigen Kriege durch fremde Truppen auch zu uns,
und die ältesten bisher bekannt gewordenen Spuren führen .in das
Jahr sechszehnhundert zwei und vierzig zurück, also in eine Zeit, welche
jent gerade zwei Jahrhunderte vorüber ist.
Damals ließ Johann Michael Moscherosch aus Willstätt seine
„Wunderlichen Gesichte Philanders von Sittewald" (I zum zweiten
Male drucken, und in der Beschreibung, die er uns dort von den
Sauerbrunnen am Kniebis entwirft, redet er auch von den Buden der
Tabakkrämer zu Griesbach, Rippoldsau und so weiter. Mosche-
rosch läßt sich thcils in dieser zweiten, theils in der bald darauf
folgenden dritten und vierten Ausgabe jener berühmten Schrift mit
sehr lebhaftem Widerwillen gegen die neue Unsitte aus. Er nennt den
Tabak ein giftiges Kraut, dessen Teufelsrauch die Leute toll und voll

(1) Sittewald ist nichts Anderes als W i l st a c d t mit Umstellung der Buch-
staben. Moscherosch war im Jahr 1600 geboren, stndirte zu Straßburg,
wurde Magister, ging hierauf nach Frankreich, lernte die Sprache dort, beklei-
dete nach seiner Rückkunft verschiedene ehrenvolle Bedienstungen, bis ihn endlich
der Graf Friedrich Casimir von Hanan zum Rath und Kammerpräsidenten
ernannte. Er verstarb im Jahr 1669 als ein vielerfahrener, vielseitig gebil-
deter Mann, in dessen Schriften die Sitten seiner Zeit mit Ernst, Laune und
Witz geschildert sind.
 
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