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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Zur Geschichte des Tabakrauchens im Großherzogthum Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0338

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mache; durch die Spanier sey dieses Gift nach Europa, und durch die
Franzosen, „die bereits ohne Tubak-Saufen nicht leben können, zu den
nachäffichten Teutschen gekommen" (H. Schon habe der höllische Rauch
bei unseren Herren von Adel, wie bei geringeren Ständen Beifall
gefunden. Ja, Moscherosch klagt, daß nicht nur Bauern, sondern
sogar Weiber „Tubak saufen". Letzteren Ausdruck braucht er ganz
gewöhnlich statt der im Munde unseres oberländischen Volkes noch
jetzt üblichen Bezeichnung „Tabak trinken", die der Verfasser der Ge-
schichte von Basel (H mit Unrecht davon ableiten will, weil bei'm
Rauchen auch getrunken worden sep. Gleichzeitige Tagebücher unserer
Landsleute, in lateinischer Sprache abgefaßt, sagen bezeichnend: «or-
dere tadaeum.
Haben wir aber aus dieser Zeit einen berühmten Feind des
Tabakrauchens aufgeführt, so müssen wir andererseits unfern Blick auch
auf einen berühmten Verehrer dieser Sitte wenden. Am vier und
zwanzigsten März eben jenes Jahres zwei und vierzig wurde auf der
Brücke zu Dinglingen bei Lahr der baierische General Johann von
Werth gegen den schwedischen Marschall Gustav Horn ansgewechselt.
Werth, ein Niederländer von Geburt, war sechszehnhundert vier und
dreißig siegreich in unser Land eingedrungen, aber vier Jahre später
in Folge seiner Niederlage bei Rheinfelden in französische Gefangen-
schaft gebracht worden, und galt für einen unvergleichlichen Meister in

(2) Ausgabe vom Jahr 1650 I, 652. II, 214. Die erste für Europa folgereiche
Bekanntschaft mit dem Tabak machte der spanische Mönch Romano Pane,
welchen Kolumbus bei seiner zweiten Abfahrt aus der neuentdeckten Welt,
im Jahr 1496, zur Bekehrung der Wilden auf St. Domingo zurückließ.
Pane beschreibt die Pflanze als eine lierbn inedrinn«, als ein „Wund- nnd
Neligionskraut". Der Name soll von der Provinz Tabago Herkommen, oder
von dem Ausdrucke „Tabka machen", womit die Insulaner das Rauchen
bezeichneten. Nach Europa übrigens kam der erste Tabaksaamen im Jahr
1559, wo man in Lissabon sogleich Pflanzen daraus zog, von welchen der
französische Gesandte einige an die Königin nach Paris schickte. Man zog den
Tabak nun in botanischen Gärten heran, und die gelehrten Botaniker haschten
sogleich begierig nach Eremplaren dieser Neuigkeit. So wußte sich der angs-
burgische Stadtphysikus O kko eines zu verschaffen, welches durch dessen Freund
Funk, den Arzt von Memmingen, in die Hände des berühmten Konrad
Geßner zu Zürich gelangte. Nach diesem Bckanntwerden der Tabakspflanze
verbreitete sich ihr Anbau auffallend schnell; denn zwischen den Jahren 1560
und 1580 kam er ans Portugal nach Spanien, Frankreich, Deutschland
und Italien.
(3) Ochs VII, 373. „Tubakh trinkhen" sagen Riegler Akt. v. 1665.
 
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