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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Zur Geschichte des Tabakrauchens im Großherzogthum Baden
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0339

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der neuen Kunst zu rauchen, so daß während jener Gefangenschaft
zu Vincennes die Pariser Damen stch ein Vergnügen daraus machten,
Zeugen seiner Meisterschaft im Wein- und Tabaktrinken zu seyn.
Wieder frei geworden, trieb er sich nun noch bis zum Jahre sechs und
vierzig theils inner, theils an den Gränzen unseres Landes umher, und
auch sein ausgezeichneter Waffenruhm half vermuthlich der Gewohn-
heit, von der wir hier reden, immer zahlreichere Freunde gewinnen.
Nach dem weftphälischen Frieden fuhren die weltlichen und geist-
lichen Regenten in unserem Vaterlande, wie in den benachbarten Ge-
bieten noch fort, gegen die neue Sitte zu eifern. So verbot zum Beispiel
im Jahre sechszehuhundert und fünfzig, gleichzeitig mit dem Rathe zu
Basel, der Abt von Schwär zach den Gebrauch und den Verkauf des
Tabaks bei einer Strafe von drei Pfund (H. Hören wir aus der nun
folgenden Zeit einige Stellen aus dem Kirchcnvisitationsberichte, die
der damalige Vorstand der Diöcese Hochberg, Johann Fecht in Sulz-
burg (H, an das baden-durlachische Konsistorium eingesendct hat. Unter
Anderem klagt er sechszehnhundert zwei und sechszig: „Christe Leder-
mann zu Bahliugen ist ein Sauser und Verschwender, darneben dem
Tabaktrinken ergeben; da er am heiligen Ostertag zum Tisch des Herrn
gangen, hat er den Pfarrer dermaaßen angestunken, daß man schier
nit bleiben können. Hans Kopp in Broggingen haltet unverantwort-
lich Haus, sauft Thapack, fangt Händel an und schlagt sich herum."
Fünf Jahre später sand Fecht das Tabaktriuken in Otto schwand en
saft allgemein. „Wann diese Bauern in der kleinen Kirch vor dem
Pfarrer sitzen und athmen, so gehet dem Pfarrer ein solcher Gestank
entgegen, daß er meinet, er müsse davon vergehen." Und in einem
Berichte von sechszehnhundert neun und sechszig bemerkt derselbe zür-
nend: „Der Herrenmüller in Emmendingen lebt übel mit seiner
Franwen, trinkt auch stetig Thaback, und wenn er in der Kirchen sitzt,
also keinen trinken darf, so hat er doch denselben im Mund. Davon
stinket er, daß die Leut neben ihm schier nit bleiben können."
Im folgenden Jahr fing die vorderösterreichische Regierung
an, finanziellen Vortheil aus der neuen Gewohnheit zu ziehen, und
ordnete Tabakpachte an, welche bald Nachahmung fanden; namentlich

(4) Beilagen zur Bewährung der Reichsunmittelbarkcit der Abtei Schwarzach
am Rhein. Bruchsal 1780. Seite 739.
(5) Generallaudesarchiv. Er ist der Vater des 1690 aus Durlach nach
Rostock berufenen gelehrten Kirchenrathes Johann Fecht.
 
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