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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Berthold von Falkenstein, Abt zu Sankt Gallen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0069

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Berthold von Falkenstei»,
Abt M Sankt Gallen.

Im Herbste des Jahres tausend zwei hundert vier und-vierzig wurden
die Mönche zu Sankt Gallen, während sie stündlich von den Waffen der
Grafen von Tokenburg bedroht waren, eines Tages mit der Nachricht
überrascht, daß Abt Walther heimlich abgedankt und sich in ein Domini-
kanerkloster begeben habe. Dieser furchtsame Schritt ihres Vorstehers sezte
sie einer Gefahr aus, welche nur durch die schleunigste Wahl eines neuen
Abtes abzuwenden war. Da es einen Mann galt, dessen Charakter der
schwierigen Zeit gewachsen sei), so konnte ein Meinungsstreit im Convente
nicht ausbleiben; doch vereinigte man sich endlich in Pater Berthold,
dem Pförtner.
Berthold war ein Sohn Herrn Eigelwarts von Falkenstein,
welcher mit Junta, seiner Gemahlin, auf der Burg seiner Väter, in stiller
und gesegneter Ehe gelebt. Falkenstein aber lag in der westlichen Baar, im
Thal der Schiltach, oberhalb Schramberg, links an der Berghalde, von wo
aus die Thalstraße ein Stück weit überschaut wird. Seit uralter Zeit
herrschte hier die falkensteinische Familie über die benachbarten kleinen Thä-
ler, in ruhiger Abgeschiedenheit und beinahe unbekannt, bis ihr die Würde
Abt Bertholds und die Erwerbung des Schirmamts von Sankt Georgen
einen größern Glanz und Namen verschaffte. So gieng aus einem Winkel
des tiefsten Schwarzwaldes, welchen kaum der Fuß eines fremden Wande-
rers betreten mochte, aus den Mauern einer einsamen Waldburg, wo viel-
leicht Jahrhunderte lang nie etwas Größeres oder Ungewöhnliches das be-
schränkte Familien- und Jägerleben unterbrochen hatte, einer der namhaf-
testen Vorsteher des weltberühmten Stiftes zu Sankt Gallen hervor.
 
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