Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

DOI Heft:
Berthold von Falkenstein, Abt zu Sankt Gallen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0070

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
37

Die Geschichte Abt Bertholds ist aber kein Bild friedlicher Tugen-
den, wie das Leben Wilhelms von Hirschau, sondern die Erzählung einer
Reihe von Mishellungen und Fehden, welche den veränderten Geist der Zeit
und der Klosteranstalten im grellsten Lichte darstellen. Abt Wilhelm war
dem Schoos einer bürgerlichen Familie entsprossen, er war gebildet worden
in einer der strengen Schulen, welche Karl der Große hervorgerufen; sein
Gemüth war voll tiefen, schwärmerischen Glaubens, während sein Geist
nach dem Lichte ernster Wissenschaften rang. Abt Berthold dagegen
war ein Herr voll Adelsstolz, groß an Verstand, aber ohne aufrichtige Re-
ligiosität, Freund weltlichen Glanzes und weltlicher Gesellschaft, ein Lieb-
haber der Jagd und des Minncgesangs, ein kühner, ritterlicher Degen im
härenen Gewand!
Wer geben eine kurze Uebcrsicht seiner Fehden. Zuerst bekriegte er das
Haus Tokenburg, vor dessen Massen Abt Walther seine Würde niederge-
legt. Die Grafen hatten dem Stifte verrätherischer Weise die Stadt Wpl
hinweggcnommen. Also machte sich Berthold ans, von seinen Lehenleu-
ten umgeben, und nnterstüzt sowohl von dem Bischof zu Konstanz als dem
Grafen von Kpburg, gewann die Stadt nach fünfwöchiger Belagerung wie-
der, und nöthigtc den Feind auf eine Zeitlang zum Frieden.
Hierauf aber gcrieth der Abt mit seinem Helfer, dem Bischöfe selbst, in
einen weit gefährlicheren Kampf. Beide Prälaten waren für ihren Eifer
in Vertbeidigung der Sache des römischen Stuhles vom Pabste mit zahl-
reichen Privilegien und Vergünstigungen belohnt worden. Dies erregte
nicht nur eine gehässige Eifersucht unter ihnen, sondern bald einen offenba-
ren Bruch. Die kirchlichen Häupter, nachdem sie vergeblich mit den Waf-
fen des geistlichen Rechts, der List und Bestechung gekämpft, ergriffen das
Schwert und verwüsteten sich gegenseitig ihre Besizungcn aufs Grimmigste.
„Unerhört, schreibt der Verfasser der Klage des heiligen Gallus, unerhört,
der Vorsteher der Kirche zu Konstanz vcrgrßt seiner Würde, wirft das Prie-
sterklcid von sich und bereitet blutigen Krieg! Nicht wie ein guter Hirt hü-
tet er meine Schaafe, wie ein Wolf überfällt er sie; verheert, entvölkert
mein Land, und beraubt mich des kostbaren Kirchenschmuks. O Räuber,
wo ist der Galgen"! Endlich, nachdem schon Alles zu einer entscheidenden
Schlacht bereit war, wnrde von etlichen Edelleuten ein Friede vermittelt,
welchen der Pabst vollends zu befestigen suchte. Dieser Friede sprach zum
Vortheile Abt Bertholds, weil derselbe durch besoldete Leute Diejenigen
stets zu bearbeiten wußte, von denen die Beförderung seiner Sache abhieng.
Zu Nom hatte er den Doktor Rudolf von Eschingen und Herrn Walther
von Kirchheim, beim Kardinal-Legaten den Domherrn Rudolf von Basel,
und bei sich selbst^incn andern Nechtscrfahrncn. Während dcß' waren in
jll. 8
 
Annotationen