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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Berthold von Falkenstein, Abt zu Sankt Gallen
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0071

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der Nachbarschaft zwei Abteien ledig geworden, die zu Rheinau und die zu
Reichenau. Berthold hatte beide zugleich vom römischen Stuhle erhal-
ten, aber der Bischof machte sie ihm streitig, und es drohte abermals die
Gefahr eines erbitterten Kriegs. Da berief der Pabst die mishelligen Prä-
laten nach Rom und söhnte sie aus; sie, die mächtigsten Fürsten am Boden-
see, als nach dem Tode Friedrichs des Zweiten weder ein Reichs-Ober-
haupt, noch zu Schwaben ein Herzog war, und von den Gewaltigen jeder
unbestraft thun konnte, wozu ihn seine Willkühr trieb!
Obgleich Abt Berthold dem Grafen Kraft von Tokenburg zur Be-
festigung des geschlossenen Friedens seine Baase zur Ehe gegeben, so hielt
derselbe gleichwohl immer zu dessen Gegenparthei. Dies empörte den stol-
zen Abt; lang dauerte die Spannung der Gemüther, bis endlich ein Dienst-
mann des Stifts eine Veranlassung zum thätlichcn Ausbruche gab. „Dieser
Edle, erzälet Arr, hatte sich in dem sanktgallischen HofWattweil eine sehr
feste Burg, Namens Zberg, erbaut. Den Grafen von Tokenburg konnte
ein Schloß, so nahe an ihrem eigenen und an dem festen Plaze Lichtensteig,
wie zwischen diesen beiden und der Veste Uznaberg, nicht lieb sein; doch stell-
ten sie, aus Furcht vor dem von Zberg und seinem mächtigen Lehnsherrn,
dem Bau kein Hinderniß entgegen. Als er aber vollendet war, ließ Graf
Kraft beide von Zberg, Vater und Sohn, verräterischer Weise aufheben,
gebunden vor das Schloß führen und sich dasselbe von ihnen überantworten.
Hierauf legte er sie auf der nämlichen Burg in harte Bande, und ließ sie
mehrere Jahre darin schmachten, bis endlich der Sohn vor Elend starb.
Nach dessen Tod befahl er, den Vater auf Uznaberg zu führen und dort in
ein Blokhaus zu legen, das er ihm zu lebenslänglichem Gefängniß hatte er-
bauen lassen. Er aber bezog jczt Zberg und ließ es von sich Kraftsberg
nennen; wer es mit dem alten Namen bezeichnete, wurde bestraft! Zn dem
nenen Gefängniß aber fand der von Zberg glüklichcr Weise ein Eisenblech,
damit feilte er in den Boden eine Oessnnng, ließ sich durch dieselbe hinab,
entkam aus dem Schloß, und schleppte sich, noch mit der Kette an den Fü-
ßen, so gut er konnte, durch den benachbarten Tobel. Jenseits desselben
traf er einen gutmüthigen Bauren an, der ihm sein Pferd gab und so davon
half. Der befreite Edle begab sich eilends zu Abt Berthold, erzälte die
Geschichte seines Leidens, und übergab ihm seine Rechte auf das Schloß
Zberg. Berthold forderte dasselbe nunmehr von dem Grafen zurück, und
belagerte es, als ihm die Herausgabe verweigert wurde. Indessen trug eS
sia) zu, daß Graf Kraft von einem Edelknecht, dessen Bruder er gleichfalls
ins Elend gestürzt hatte, erschlagen ward. Vergeblich kämpften jczt die
Uebrigen vom Hause Tokenburg gegen den Muth und die Macht des Herrn
von Sankt Gallen; sie geriethen in drükende Schulden und waren endlich
 
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