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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Das ehemalige Kloster Grünenberg
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0278

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Das ehemalige Klotter
G r Li n e n b e r g ')

Ein kleiner Strich Landes, kaum anderhalb Stunden lang und nirgends
Dreiviertelstunden breit, zwischen dem Schicnerberg und dem Untersee gele-
gen, hat seit urältester Zeit den sonderbaren Namen Hörp, Bi schoss Höri,
Zwiebelhöri. Mit den beiden ersten Benennungen kömmt dieser Bezirk
in Urkunden aus dem zwölften Jahrhundert vor, mit der Leztern findet man
ihn beinahe in allen Diebs- und Gaunerlisten früherer Jahre bezeichnet.
Denn das Gesindel besuchte diesen gesegneten Landstrich alle Sommer und
Herbste, um sich seinen Küchenbedarfund Mundvorrath mit oder ohne Willen
der armen Leute zu Moos und Iznang zu verschaffen, wo Zwiebeln und
Knoblauch, Rüben und Kohl, und andere Gemüsarten in Menge gebaut
werden. Acht Dörfer bilden diese Hörp, von Bohlingen bis Horn, ein
reizender Winkel, der gleich einem großen Garten Alles hervorbringt, was
der Mensch bedarf, und die schönste Lage hat. Der Name Hörp aber
kömmt von den beiden Kellhöfen(^) zu Horn und Bohlingen her, welche
eine der ältesten Besizungen der Bischöfe von Konstanz waren, und eine
Menge Höriger unter sich begriffen, die auf den einzelnen Schuppsen
und Huben zerstreut lebten, leibeigen, zu Reiche, Diensten, Frohnden und
Zinsen verschiedener Art verpflichtet waren und Hofjünger hießen. Sie

(1) Dieser Aufsaz ist aus den hinterlassenen Schriften des verstorbenen Amtmanns
W a I ch n e r.
(2) Eigentlich „Keller-Höfe'', d. h. diejenigen Höfe der Klöster und Domstifter, wo ein
(Keller, Oekonom) saß, an welchen die benachbarten Unterthanen ihre
Gülten, Zinse und Zehnten abzuliefern hatten, und wo ihr Gericht (Kellergericht)
gehalten wurde.
 
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