Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]: Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung (2.1840)

Herzog Gruft
oder
deutsche Fr e u n d e s t r e u e.

In einem abgelegenen Winkel des Schwarzwaldes, in dem wilden,
engen Thale der Schiltach, auf einsamer Höhe, eine Stunde oberhalb
Schramberg, ruhen die Trümmer der Burg Falkenstein. Als sie ihre
Mauern noch stolz über die Tannenwipfel erhob, vor vielen Jahr-
hunderten, in den Tagen Konrad des Saliers, hauste hier in verborgener
Abgeschiedenheit ein edles Ritterpaar, ein grauer, viel versuchter Degen
und sein jugendlicher, thatendurstiger Freund mit einigen treuergebcnen
Gesellen. Aber es herrschte kein frohes ritterliches Leben unter ihnen;
der Gram über vereitelte Plane, die Furcht vor drohender Gefahr und
die Sorge für den täglichen Unterhalt verdüsterten und verzehrten ihre
Herzen. Sie zogen nicht aus mit Hellem Hörnerklang auf die Jagd
oder zu fröhlichen Gelagen, sondern gewappnet wie zum Kampfe,
zwischen Furcht und Hoffnung, heimlich, auf verborgenen Pfaden,
lauernd — nach Raub.
Also eine Horde jeuer Staudenreiter, welche vom Stegreif lebten,
bildete das edle Ritterpaar mit seinen Gesellen? Der Leser vermuthet
es wohl; aber der graue Degen war Graf Wernherr von Kiburg
und sein jugendlicher Freund war Herzog Ernst von Schwaben. Diese
Fürsten fristeten sich in den Wildnissen des Schwarzwaldes ein elendes
Daseyn, nachdem sie kaum erst um ein blühendes Königreich gebuhlt;
beraubten arme Bauern ihres Getreides und Viehes — sie, die vor
kurzer Zeit noch mit stolzer Macht wider den Kaiser zu Felde gezogen!
Welches Schicksal hatte sie so tief herabgebracht, welche Schuld, welches
Verhängniß lastete so schwer auf ihnen? Was in der Geschichte der
Großen immer und immer wiederkehrt, was die edelsten Naturen
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