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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Der Odenwald. Eine Skizze
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0063

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"-L
Pfarrkirchen, die Straßen und Wege wurden gangbarer, und allmählig
„feind auch die Einöden und der wilden Thiere Behausungen durch mensch-
liche Arbeit zu menschlichen Wohnungen gezogen worden". Späterhin
vereinfachten sich die Verhältnisse wieder. Die Landeshoheit der oden-
wäldischen Distrikte vereinigte sich größten Theils unter den Kurfürsten
von der Pfalz und von Mainz, und unter den Grafen von Erbach und
Wertheim, zwischen deren Territorien das Gebieth der odenwäldi-
schen Neichsritterschaft zerstreut lag. In neuerer Zeit haben die
traurigen Schiksale Deutschlands durch die Folgen der französischen Revo-
lution, auch im Odenwald einen besonders großen Wechsel der Hoheits-
und Gebiethsverhältnisse erzeugt, namentlich durch die Entschädigung des
Hauses Lein in gen mit den pfälzischen, mainzischen und wirzburgischen
Aemtern im Bauland. Gegenwärtig bildet dieses den nordöstlichen Theil
des Großherzogthums Baden, während die Hauptmasse des eigentlichen
Oden Wald es zum Großhcrzogthum Hessen gehört, und ein kleiner Be-
zirk zwischen beiden, an der Erf und Mudau, baierisch ist.
Was den Namen des Odenwaldes betrifft, so wurde er ihm von den
Deutschen gegeben, nachdem sie das mittlere Rhcinthal bcsezt hatten. Ob
es schon die Alemannen oder später die Franken gethan, muß unentschieden
bleiben; aber soviel ist gewiß, daß dieser Name weder von Otto, noch von
Oede hergcnommen wurde, sondern vom altdeutschen Gotte Odin. Eine
Stelle des Nicbeluugcn-Liedes wirft hierauf ein besonderes Licht. In der
mirtelrheinischen Bearbeitung desselben heißt es am Schlüsse der Schilde-
rung von dem Tode des Helden bei der unglüklichen Quelle:
,.Und von demselben Brunnen, da Siegfried ward erschlagen,
Sollt ihr die rechte Mähre nun von mir hören sagen.
Dort vcr dem Odenwalde ein Dorf liegt, Oden heim,
Da fließet noch der Brunnen, es darf kein Zweifel seyn."
Die alten Franken am Niederrhein hatten in ihrer Niebelungen-Sage
einen heiligen Wald des Odin und ein Odinheim, dessen sich ihre Enkel
am Mittelrheine erinnerten, und als der pfälzisch e Erneuerer jenes Lie-
des auf diese Namen stieß, was konnte natürlicher sepn, als daß er sie in
seiner Heimath, im O dcuwalde und inOdenhei m wicdcrfand, da man
ja den Hauptort des Liedes ebenfalls vom Niederrheine an den Mitt-
lern , nach W o r m s herauf verlegt hatte. Denn das ist der Charakter der
Sage, daß sie mit ihrem Volke durch die Zeiten und Länder fortwandcrte,
sich aber auf dieser Wanderung allenthalben anklammerte an Ereignisse und
Namen, welche den ursprünglichen entsprachen, und sich solchermaßen fort-
während verjüngte.
 
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