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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Editor]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Der böse Friz. Schilderung aus dem fünfzehnten Jahrhundert
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0123

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Arme des Pabstes, welcher den schwachen Mann völlig zum Werkzeug sei-
ner Absichten machte. Hätte Friedrich seine Aufgabe verstanden, die
religiöse Trennung der Nation mit ihren unseligen Folgen würde verhin-
dert worden sepn. Aber das ist das traurigste in der Geschichte — die
Vorsehung legt so oft das Heil der Völker und Jahrhunderte in die Hand
eines Fürsten, und er v ersteht es nicht!
Bedauern muß man also, daß Pfalzgraf Friedrich den deutschen Thron
nicht erlangen konnte, der ihm vor allen andern Fürsten gebührte. Er hatte
eine sorgfältige Erziehung genossen, er war zugleich wissenschaftlich, poli-
tisch und militärisch gebildet, er befaß bei einem vortrefflichen Willen und
einem durchdringenden Verstände eine allzeit rüstige Thatkraft — und was
alle diese Eigenschaften übertrifft, cs lebte in ihm eine große Seele. Er
würde die Neichsverwaltung vielleicht etwas zu monarchisch strenge geführt
haben; aber die Fragen der Zeit wären nicht misverftanden oder unge-
hört an ihm vorüber gegangen. Was Friedri ch in seinem eigenen Lande
that, würde er auch für das ganze Reich gcthan, er würde das Faustrecht
gebändigt, den Landfrieden hergestellt, das Gerichtswesen von seinen Mis-
bränchen gereinigt und die Reichsfeinde in Furcht gehalten haben, er würde
für seine Zeit geworden sepn, was Rudolf von Habsburg für die seinige
war — der Wiederhersteller des Vaterlandes.
Denn für die Nheinpfalz begründete Friedrich eigentlich eine neue
Epoche. Er erweiterte und sicherte sie gegen Außen, ordnete und hob sie
im Innern. Jenes geschah durch die Beibehaltung einiger im Kriege er-
oberten Herrschaften, wie durch friedliche Erwerbungen und Ankäufe, durch
Verträge und Einungen mit seinen Nachbarn; dieses durch eine neue
Einteilung des Kurfürstenthnms und mancherlei Polizei-Verordnungen,
durch die Wahl guter Näthe und Diener, durch Förderung des Handels und
Wandels, durch Begünstigung der Hochschule zu Heidelberg, durch die Er-
neuerung des pfälzischen Lehenhofs, durch Unterdrückung des Faustrechts
und Raubadels, durch das Verbotst aller fremden und namentlich der Vcstm-
gerichte, und endlich durch Gründung eines besonder» Hofgerichts, welches
aus acht theils adeligen, theils gelehrten Rächen bestund und jährlich vier
Mal versammelt wurde.
Kurfürst Friedrich besaß eine nur mittlere Größe, aber eine besonders
gesunde und kräftige Natur; aus seinem großen scharfen Auge sprach der
Geist des Helden Und Menschenfreundes; im Umgänge war er herablassend,
heiter und wizig, in den Genüssen einfach und mäßig, überhaupt aber ein
vielseitig gebildeter, denkender, gerader, gerechter, wohlthätiger und frommer
Fürst. Zu Gunsten seines Neffen hatte Friedrich sich nur auf die linke
Hand trauen lassen — mit der schönen, geistreichen, liebenswürdigen Augs-
 
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