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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Ein Rückblick auf die Grafen von Eberstein
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0176

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m der Grafschaft einführte; die hadervolle Bevormundschaftung des blöd-
sinnigen Grafen Philipp durch seinen Vetter Hauptrecht, den eine
ähnliche Krankeit traf; das unklug begonnene und schwach betriebene Un-
ternehmen Graf Stephan Heinrichs, sich der ebersteinischen Admini-
stration gewaltsam zu bemächtigen; die Trennung des Hauses in eine
katholische und protestantische Linie und ein ebenso kostspieliger als erbitter-
ter Rechtsstreit zwischen beiden; die Wirren und Drangsale des dreißig-
jährigen Krieges, die Flucht des schwcdischgesinnten Grafen Hans Jakob,
hierauf die Besiznahme der Grafschaft durch den Grafen von Gronsfeld,
endlich die langbetriebene Wiedereinsezung des jungen Kasimir in die
ebersteinischen Besizungen, und der Vertrag dieses lezten ebersteini-
schen Mannessprossen mit Markgraf Wilh elm, wodurch bei seinem
Ableben im Jahre tausend sechshundert und sechszig die Grafschaft Eber-
stein nun völlig an das Haus Baden gedieh — das sind die wichtigem
Momente dieses Zerfalles und Untergangs.
Fraget man nun, was hat das Geschlecht von Eberstein für die
Förderung der Kultur gethan, so können wir nicht umhin, der von ihm
gestifteten Klöster dankbar zu erwähnen, alsdann der Stadtrechte von Gerns-
bach und Gochsheim, der Ordnungen für die Murgschiffer und Holzhändler,
endlich der allgemeinen Landesordnuug und eines Gesezes wider den Land-
friedensbruch — all' das sind ehrende Denkmäler der Grafen. Schon im
sechszehnten Jahrhundert begannen sie gemeinschaftlich mit Baden die Mil-
derung der Leibeigenschaft; in der Reformation zeigten sie sich religiös und
milde. Ueberhaupt aber — vergleicht man sie mit manchen andern^ der
süddeutschen Grafenhäuser, so drängt ihr Schiksal einem das Bekenntniß
ab, sie hätten ein besseres Glük verdient.
 
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