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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Die Grafen von Sulz, ein heimathliches Gemälde
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0178

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sammengeführt. Sie sind in meinen Verschluß gegeben und ich hatte
Musestunden, ihren Inhalt näher zu erforschen. Jezt erwachte auch das
Gedächtniß jener Jugendtage wieder, und ein lebhaftes Gefühl trieb mich
an, den alten Grafen, welche mir so manche Stunde versüßt, ein kleines
Denkmal zu sezen G). So mögen sie denn erstehen aus ihren Gräbern und
noch einmal über die Bühne schreiten, in ihren Ehren und Schanden, wie
sie es im Leben und Handeln verdient!
Wenn der Wanderer, welcher das Kloster Rheinau besucht hat, das
diesseitige Rheinufer wieder betritt, um über Lottstetten seinen Weg fort-
zusezen, so führt ihn dieser an dem kleinen Dorfe Balm vorüber. Es
ruhet hart am Ufer, wo ein kleiner Bergbach sich in den Rhein ergießt, am
Fuße eines mäßigen Hügels, einsam und bescheiden im Schatten zahlreicher
Obstbäume. Auf dem Hügel, wo man die rheinauische Halbinsel mit ihrem
Städtchen bequem überblikt, sind noch Spuren einer Burg bemerkbar,
deren Thurm einst die ganze Umgegend beherrscht haben mag. Es war
die Burg Balb oder Balm, das Stammhaus eines gleichnamigen Lehen-
adels der Abtei Rheinau. Aber frühe schon gedieh die Veste an das Haus
Regensberg und hierauf an die Grafen von Habsburg-Laufenburg, welche
die Landgrafschaft des Klekgaues und die rheinauische Kaftvogtei besaßen.
Dieser Umstand machte ihnen dieselbe besonders wichtig und sie schlugen
ihren Wohnsiz darin auf, weswegen auch der Klekgau zuweilen die „Graf-
schaft Balm" genannt wurde.
Es war im Jahre tausend vierhundert und acht, in der Woche vor
Sankt Urbanstag, als Graf Han s von Habsburg zu Balm auf der Veste
sein Leben beschloß. Dieser Todfall erregte Aufsehen, weil mit dem Ver-
storbenen der lezte Mannssprosse des laufenburgischen Hauses zu Grabe
gieng, und die Erbtochter Ursula noch unverehelicht war. Mehrere benach-
barte Familien richteten ihre Blike auf sie, und mancher junge Graf mochte
stille Hoffnungen hegen, und um so entschiedener seine Freiersschritte
wagen, da das Fräulein noch in Jugend und Schönheit emporblühte.
Von allen aber, welche damals nach Balm ritten, die trauernde Wittwe
zu besuchen, zeichnete ein Herr sich besonders aus, ein Herr in den fünfzi-
gen, welcher durch längere Uebung in den großen Geschäften und durch die
Erfahrung mehrerer Feldzüge eine höfische Gewandtheit mit ritterlicher

(?) Für den folgenden Aufsaz sind außer dem kl ekgauischen Archive weiter benuzt
worden, an Gedrucktem: Tsch udy'ä und Stu mpfs Schweizer-Chroniken, Herr-
gvtt's monum. liom. .Lnstriacae, van der Meer's Gesch. der Abtei Rhein-
au und Gerbe rt's svlvne ni»nk,6, an Ungedruktem: von Koller's „altes
und neues Kleggau" und von Mohr's Gesch. der Landgrafsch. Aleggau.
 
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