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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Geist und Lebensart unseres Adels im Mittelalter
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0211

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wesen aber verdrehte diesen natürlichen Grundsaz und legte die Ehre m
den Dienst. Jezt wichen jenes stolze Selbstgefühl und die einfache Sitte
dem Buhlen um vornehme Bedienstungen und äußern Glan; — eine Bahn,
auf welcher der alte große Adel schnell seinem Untergang entgegeneilte.
Ueberbaupt aber beruhte in der altern Zeit das Wesen des Adels und
der Fürsten lange noch weit mehr auf den Vorzügen des Charakters und
einer edlen Einfalt der Lebensweise, als in der Pracht und im großen
Ton. Die vornehmsten Herren lebten damals fromm, bieder und popu-
lär, ohne allen Aufwand, vergnügt mit Demjenigen, was ihr eigener
Grund und Boden erzeugte. Sie trugen zum Beispiel Strohhüte gleich
den Leibeigenen, und je nach der Jahreszeit entweder leinene oder wollene
Roke vom einfachsten Schnitt, die ihnen ihre Frauen und Töchter verfer-
tigten. So hat die schöne Bertha von Burgund das Wams ihres könig-
lichen Gemahles mit eigener Hand gesponnen und gewirkt.
Aber bald ward es zum Sprichwörter „Die Zeit, da Bertha spann,
ist nicht mehr." Durch die Hofhaltungen der Kaiser und Fürsten, durch
die Reichs- und Landtage, die Turniere und Hochzeiten(?), endlich durch
die Heerfahrten nach Italien und zum Grabe des Herrn im Morgenland

nur sein Barett ein wenig Friedrich fand das sonderbar und fragte seine
Umgebung, wer der Ritter wohl wäre, der dort an offener Straße sich
hingesezt und kaiserlicher Majestät die schuldige Verehrung nicht bezeige? Da
ließ der Baron ihm erwiedern: Er sey der Herr dieses Ortes, ein freier
Mann, der weder vom Kaiser, noch von sonst Jemanden ein Lehen trage;
er erkenne den Kaiser wohl als seinen Herrn, wie ein Geistlicher ihn erkenne,
aber nicht als den Herrn seiner Güter. Auf diese Antwort näherte sich Fried-
rich dem Fceiherrn mit freundlicher Miene, und sagte zu ihm: „Damit ein
so trefflicher Edelmann uns und dem Reiche näher verbunden werde, so verlei-
hen wir Euch die Freiheit, in Eurer Stadt Thiengen goldne Münzen mit dem
kaiserlichen Bildnisse prägen zu dürfen." nnnnl. 8uev. ?. ll, 504. Solche
noch unbelehnte Dynasten mochten aber damals schon eine große Seltenheit
seyn; sie stunden „als ehrwürdige Trümmer der urdeutschen Verfassung da."
Vergl P. Kortüm, Friedr I. 202. Interessant ist es übrigens, wie der
Chronist des Hauses Zimmern obige Sage für sich benuzte, indem er für den
Freiherrn von Krenkingen und den Barbarossa den Johann von Zim-
mern und den König Siegmund sezt — anstatt jener einfachen, stolzen Ant-
wort, sagt hier der Freiherr: „Eurer Majestät Herr Vater (Karl lV) und
andere römuche Könige haben meinen Vorältern die Regalien und hohen Gerichte
ohne alle Verpflichtung aus Gnaden verliehen. Ich bitte also Eure Majestät
um die gleiche Gnade." R uckgaber, Gesch. dec Graf, von Zimmern, 77.
(2) Hochzeit hieß damals im Allgemeinen (edes Fest, jeder Tag, der aus irgend
einer Ursache festlich gefeiert wurde (wobei ein reiches Gastmaht
meist die Hauptsache war).
 
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