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Verein für Badische Ortsbeschreibung [Hrsg.]
Badenia oder das badische Land und Volk: eine Zeitschr. zur Verbreitung d. histor., topograph. u. statist. Kenntniß d. Großherzogthums ; eine Zeitschrift des Vereines für Badische Ortsbeschreibung — 2.1840

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Der böse Geroldseker
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https://doi.org/10.11588/diglit.22584#0333

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301

Dee böse Geroldseker.
Ein Bruchstück.

Ich hatte eben die Höhe des Schloßberges erreicht, als die Sonne
am Horizonte emporstieg und mit ihren ersten Strahlen die erhabensten
Punkte der Landschaft vergüldete. Diese Scene erhob mich in eine
überaus frohmüthige Stimmung; ich wendete mein Auge lang an der
herrlichen Aussicht, und die Empfindung meiner Seele wurde ein
stilles Gebet.
Als ich mich endlich aber von der Ferne hinweg gegen das nahe
Gemäuer wandte, und den kolossalen Burgthurm vor mir sah, wie er,
halb verwittert vom Sturm der Jahrhunderte, einsam über die Wipfel
des Waldes cmporragte — verwandelten sich jene ruhigen Empfin-
dungen in ein schauderndes Gefühl der Hinfälligkeit aller menschlichen
Größe. Wie mächtig, wie glänzend herrschten hier und weit umber
in der Gegend einst die Herren von Geroldsek, und wo find sie
nun? Ihr Haus ist zerfallen, ihre Gebeine ruhen in vergessenen
Grüften, und ihre Thaten? Leider, von diesen haben die Chroniken
mehr Schlimmes aufbewahrt, als Gutes.
Der bleibende Lichtpunkt der geroldsekischen Geschichte ist die Grün-
dung der Stadt Lahr, welche in neuerer Zeit eine Blüthe der Industrie
und des Handels erreicht hat, worin sie ans weithin keiner andern
nachsteht. Die Familie von Geroldsek stand in ihrem höchsten Glanze,
nachdem Herr Walther die Grafschaft Mahlberg erheirathct und
seinem einen Sohne den straßburgischen Bischofshut erkauft, während
ein anderer das einflußreiche Amt der kaiserlichen Landvogtei Elsaß
erlangt hatte. Aber der Stolz und die Herrschsncht des neuen Bischofs
verwickelte sein ganzes Haus in einen Krieg mit dem kräftig empor-
strebenden, durch zahlreiche Bundesgenossen mächtigen Gemeinwesen
 
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