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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 3.1933/​1935(1936)

DOI issue:
Heft 1 (Mai 1933)
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Gersbach, Emil: Alemannengräber in Schwörstadt
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https://doi.org/10.11588/diglit.27454#0060

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kalkplatten waren 63—65 cm hoch und steckten noch 23—25 cm im Boöen. Die
beiden Seitenplatten bestanden aus einem Stück, ebenso die oberen unö un-
teren Nbschlüsse der Grabkiste. 2n öer Schädelgegend war ein kleines Stück
aus der rechten Seitenplatte abgebrochen und hatte den älnterkiefer im Fallen
beschädigt. Die Destattung war, wie es bei Alemannengräber üblich ist, ge-
ostet.

Nachdem alles genau vermessen und eine photographische Aufnahme ge-
macht worden war, wurdr das Skelett abgebaut und verpackt; dabei zeigte es
sich, dah es dasjenige einer Frau im Alter von 40—50 Jahren war. Die
-Zähne waren stark abgekaut; die beiden Anterschenkel waren mit einer Masse
umhüllt, die sich wie Tuchüberreste ansah. Das Decken wurde im Ganzen ge-
hoben und verpackt. Die Länge des Skelettes betrug 1,68 bis 1,70 m. Deim
Abbau des Skelettes ergab sich weiter der überraschende Defund, öah die
Grabkiste einen linken Vorderarm zuviel enthielt. Das Skelett wurde
mit nach Säckingen genommen; öort präpariert für öie naturgetreue lRekon-
struktion des Grabes im Gallusturmmuseum. Dei öer Ausspülung des Bek-
kens kam eine kleine, stark oxidierte Kupfermünze des römischen Kaisers
Konstantin d. Gr. zum Vorschein. Die Tote hatte dieselbe in der einen Hanö
gehabt, die beide nach Lage der Finger- und Handknochen über das Decken ge-
kreuzt gewesen waren.

Die Platten des Grabes wurden nach Säckingen überführt und dort das
Grab naturgetreu wieder aufgebaut.

Aus dem Funde überzähliger Knochen im Grabraume ergibt sich der
Schluh, dah das Kistengrab von Niederschwörstadt wiederholt zu Bestat-
tungszwecken benützt worden ist; dah die aufgefunöene Frauenbestattung öie
letztmalige Benützung der Grabkiste sein muh unö daß bei öen vorherigen Be-
stattungen die Knochen immer aus dem Grabraum entfernt und auf den Deck-
platten niedergelegt worden sein müssen. Das Grab selbst dürfte öie letzt-
malige Benützung im 5. oder 6. Jahrhundert erfahren haben.

Leute, öie bei der Aufdeckung des Grabes mithalfen, erzählten, öah früher
schon in der Aähe Gräber mit Steinplatten aufgefunden worden seien, man
habe sie aber aus älnkenntnis zerstört; die Annahme ist also Wohlberechtigt,
dah weitere Gräber vorhanden sind, die noch erforfcht werden sollen.

Herrn Prof. Eiermann in Säckingen, sowie den Herren Bürgermeister
Schmid in SHwörstadt und Witzig bin ich für ihre Mitarbeit zu großem
Danke verpflichtet.

Brausdruck G. m. b. H., Hsidelberg
 
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