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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 3.1933/​1935(1936)

DOI Heft:
Heft 2 (August 1933)
DOI Artikel:
Deecke, Wilhelm: Jahresbericht 1932
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https://doi.org/10.11588/diglit.27454#0062

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Steinzeit.

3) P a l ä 0 l i t h i s ch e s.

Wie vben gesagt, räumte Hsrr E. Peters die Fundstätte des Peters -
fels im Brudertal bei Vittelbrunn, O. von Engen im Hegau, völlig aus.
Er berichtete kurz darüber im Äachrichtenblatt sür deutsche Vorzeit, 3. Jahrg.,
1932, Heft 9, S. 156—157, was hier wiederholt wird: „Der Monographie
über dle altsteinzeitliche Kulturstätte Petersfels (Dr. Denno Filser Verlag
Augsburg 193O) sind meine 1927 und 1928 ausgeführten beiden Grabungen
zugrunde gelegt, die die Höhle und ihren Vorraum sowie den anstohenöen
Lleberhang umfahten. Die von dev Stadt Engen, der Eigentümerin öes
Petersfels, gesorderte Schonung des Vaumbestanöes, vvr allem des Hanges
bedingte eine Raumbeschränkung, der ich aber nach der bei den Grabungen
festgestellten Verteilung der Külturschicht keine ausschlaggebende Bedeutung
be'imah, wenn ich auch überzeugt war, dah mit wsiteren Funden gerechnet
werden muhte. Die Gründung eines Heimatmuseums in Engen lieh es 1931
der Engener Stadtverwaltung äls erwünscht erscheinen, auch ihrerseits in
Vesitz von Petersfelsfunden zu kommen. Eine dritte Grabung zu übernehmen,
erklärts ich mich unter der Bedingung bereit, dah mir sowohl in der Veseiti-
gung des Baumbestandes wie in der Freilegung der nächsten älmgebung öes
Felsens unbeschränkte Vollmacht gegeben würde. Der Dedingung wurde statt--
gegeben, und so konnte ich in der Zeit vom 9. Wai bis 16. Huli dieses Hahres
in Gemeinschaft mit cand. geol. V. Töpfer planmäh'ig allen noch vorhandenen
Funden bis in den Talboden selbst nachgehen und den gesamten Rastplatz der
Rentierjäger bis in seine Ausläuser freilegen. Die Grabung hat ein ganz
unerwartet gutes Ergebnis inso.fern gehabt, als manche Hangstellen mit
Funden geradezu vollgestopft waren. Heftige Vaturereignisse und der wohl
dabei eingelretene Einbruch eines Teils des Vorplatzes haben grohe Fund--
massen den Hang hinuntergerissen; eigenartige später verschüttete Fels-
bildungen — darunter ein Felsstück mit durchgehendem mannshohem Hohl--
raum — haben aber dafür gosorgt, dah sich die Hauptmassen am Hang
stauten und dah nur geringere Vlengen in das damals mehrere Meter tiefer
liegende Gletscherrandtal gelangt sind. äteberraschend zahlreich sind die Tier-
reste (rund 1200 I<§) und die Silexstücke (über 35 000). Die Tierarten und
Silextypen entsprechen durchaus dem Ergebnis der früheren Grabungen.
Dasselbe ist der Fall mit den aufgefundenen Lochstäben, öen Knochenmeiheln,
Speerspitzen, Pfriemen, Vadeln, durchbohrten Tierzähnen und Muscheln sowie
vor allem den Schmucksachen aus Kohle. Neu sind indessen zwei vol'lständige
Harpunen und acht zum Teil seihr gute Harpunenbruchstücke, die uns nunmehr
gestatten, das Magdalenien des Petersfels zu öem westeuropäischen Magda-
len'ien um so mehr in engere Veziehung zu stellen, als sich unter dsn zahl-
reichen Peetunculus-Muscheln (über 7O Stück) auch einige sicher rezente Stücke
aus dem Mittelmeer befinden. älnter den Kohleschmucksachen sind 11 weitere
Frauenfigürchen (bis z>u 1 cm Höhe), eine Tieiplästik (Käfer), Perlen, 2ln-
Hänger in Stäbchenform sowie sonstige neue Formen bemerkenswert. Die
Einzelheiten der Grabung werden in der Prähistorlschen Zeitschrift 1932 ver-
öffentlicht werden." Es geschah in Bd. 23, Heft 3—4, S. 155—199.

Oelberg bei Ehrenstetten (2lmt Staufen). Hm Mai, August und Sep-
tember hat Prof. L a i s - Freiburg an dsn Felsvorsprüngen mit privaten
Mitteln gegraben; er wird dies 1933 fortsetzen und später darüber berichten.

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