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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 3.1933/​1935(1936)

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Heft 3 (November 1933)
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Schmidle, Wilhelm: Stand der Sipplinger Pfahlbau trocken?
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https://doi.org/10.11588/diglit.27454#0108

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Maße landwärts, svdaß sie noch innerhalb öer Abgrabungsfläche unter
starker Senkung im Seesand auskeilt. Seeabwärts (gegen Ludwigshafen)
und seeaufwärts (gegen äleberlingen) nimmt ihre Dicke ebenfalls ab.

6. Die vbere To> rfschicht. Sie ist 14—32 cm mächtig, mit ihrer
Oberfläche ebnet sie die älnregelmäßigkeiten der liegenden Kulturschichte aus
(die auch hier durch die Lehmfuhböden verurfacht ist). Gegen das heutige Llfer
keilt sie in drei Lagen in dem Seesand aus (Älbb. 38), Vvn welchen die untere
etwa 5, die mittlere 3 unö öie vberste 7 m in diesen Sand hineiingreift, svdaß
die beiden unteren noch innerhalb öer Ausgrabungsfläche verschwinden. Der
unterste Leil der Torfschicht ist reicher an Wurzeln, die aufwärts allmähkich
verschwinden. Darauf erfcheint dann:

7. Der jüngste Seefand in 1O cm Mächtigkeit.

Die Bfähle der Bauten durchbrechen die Schichten 21r. 7 bis 2 und enden
tief in 1.

Die „Torflagen" 2, 4 und 6 ergeben dem 2lutor den Deweis, daß die
Pfahlbauten auf trockenem Bvden standen. Was für einen Torf diese Schichten
vvrstellen, wird indessen nirgends gesagt, nur gielegentlich von „ausge>
deHntenMvordeckenundMoorwiesen" gesprochen. Einen weite-
ren Deweis entnimmt er den S ch n e cke n s ch i ch> t e n. Er sieht in ihnen die
schmalen am älfer hinZiehenden Schalenanhäufungen, welche die Wellen aus-
geworfen haben, und die deshalb das älfer markieren. So> kommt er zu einem
etwa um 3 m tieferen mittleren Bormalstand des Wasserspiegels zur Pfahl-
bauzeit (2lbb. 38). älnö zwar lag dieses älfer auf Ler Drandungsterrasse
innerhalb der heutigen älferböschung. Diese war nach Reinerth damals
sch o n v o r h a n d e n, weil das ganze Dorf, wie überhaupt alle Pfahldörfer,
lange schmale Ansiedlungen bildeten, welche dieser ilferböschung parallel
gehen, und auch die Pallisade, welche die Bewohner an öer Landseite ihres
Dorfes errichtet hatten, diese Lage hat.

II.

Ein wesentlich einfacheres Profil gibt K. Dertfch^. Das Material
entnahm er wähvend der Ausgrabungen im Beisein Reinerths an der
Seeseite des Rnte rsuchungsfeldes. Er fand, von unten nach oben:

1. Die ltegende Seekreide, frei von Kulturablagerungen, ein
weißlicher Kalkschlick: unten voll Wasser, sodaß er den Bohrer nicht mehv
füllte und nur in einer Mächtigkeit von 1 (-'s m heraufgebracht werden kon,nte.
(Pfeilspitze in 2lbb. 38.)

2. Die untere P f l a nz e n s ch i ch te, 5 cm stark, grünlich-braun mit
vielen Samen von Kulturpflanzen (2lpfelkerne, F'lachs, Mohn, Kohlen-
stückchen).

Sie entspricht der unteren Torflage Reinerths (Rr. 2).

3. D i e eigentliche K u l t u r s ch i ch t e, 8O cm mächtig mit mehreren
Lehmlagen ehemaliger Hüttenböden, reich an Resten von älnkräutern,
Kultur-, Wasser-, Llfer- und Waldpflanzen. „Sie sind nicht öurch Hu-
musstosfe miteinander und mit den Sandkörnchen und^ mit dem Kalkschlick
verkittet, wie es in den Mooren gewöhnlich der Fall ist. Darum lassen sie
sich sehr leicht schlämmen. Sobäld man einzelne Drocken in einem Eimer ins
Wasser bringt, zerfallen sie bei gavlz leichtem Druck. Die Pflanzenreste schwim-

^ K. Bertsch: Die Pflanzenveste der Pfahlbauten von Sipplingen und
Langenrain im Bodensee. Diese Zeitschrift, Band 2, 1932, S. 3Oö.

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