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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 3.1933/​1935(1936)

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Heft 5 (Juli 1934)
DOI Artikel:
Deecke, Wilhelm: Jahresbericht 1933: Allgemeines über Ur- und Frühgeschichtliche Denkmalpflege im Jahre 1933
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https://doi.org/10.11588/diglit.27454#0168

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willigen Arbeitsdienst. 2Iuch einzelne Gemeinden gaben in dankenswerter
Weise Mittel her, um die Dorgeschichte ihres Gebietes zu klären, so Rhein-
felden und Wyhlen für die Grabungen bei Wyhlen und Herten (Stellung von
Arbeitskrästen), ebenso Freiburg für Hochstetten, Schlatt und Burkheim- Die
historifch-antiquarische Gesellschaft Vasel beteiligte sich an den 2lusgrabungen
des römischen Brückenkopfes Wyhlen, indem sie den wissenschaftlichen Leiter
stellte und die Kosten für Zeichnungen und Photographien übernahm. 2ln-
deren 2lrbeiten des Freiw. 2lrbeitsdienstes verdanken wir 2lufschlüsse im Delta
der 2lach bei Nhausen am Dodensee und bei Sandhausen südl. Heidelbergs. Ss
wird eine Hauptaufgabe unserer Denkmalpflege sein, in den nächsten Monaten
die mannigsaltigen und ausgedehnten Erdarbeiten dieses Freiwilligen 2lr-
beitsdienstes auf vorgeschichtliche Funde zu kontrollieren. — Jn Mittel- und
Aordbaden übte der Oberpfleger Prof. E. Wahle auch schon eine solche
Tätigkeit aus und untersuchte selbst eine frühgermanische Siedlung bei Diers-
heim (2l. Kehl) nebst verschiedenen Stellen im Taubergrunde. —

Prof. Dr. Gropengießer sammelte zahlreiche Funde der Mannheimer
Llmgebung, und Direktor K. G u tm ann-Rastatt barg 3 Einbäume bei Dur-
mersheim; ein vierker, der erste im oberen Reckar, kam bei Reckarmühlbach
zum Dorschein.

Lleber einzelne der größeren Grabungen und die interessantesten Funöe
wurde durch zweckmäßig gehaltene, belehrende 2lrtikel in der lokalen
Presse das Publikum unterrichtet, sowie durch Dorträge und Führungen
der Oberpfleger über den Zusammenhang mit der damaligen allgemeinen Kul-
tur hingewiesen.

Jn der Sammlertätigkeit zeichnete sich wieder der Psleger E.
Gersbnch-Säckingen aus, der jetzt die Hochfläche des südlichen Hohenwaldes
sich für seine Degehungen auserwählt hatte und mancherlei Reste neolithischer
Kultur dort fand.

Kalaeolithikum und Mesolithikum.

Herr Oberpostrat a. D. E. Peters konnte 1933 öie von ihm 1930 aufge-
nommene planmäßige urgeschichtliche Erforschung der oberen Donau fortsetzen,
nachdem die dazu nötigen Mittel in überaus dankenswerter Weise von der
Rotgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft, der Freiburger Wissenschaftlichen
Gesellschaft und der Gesellschaft Deutscher Ratursorscher und 2lerzte zur Ver-
fügung gestellt worden waren. Er hat zusammen mit Herrn Dr. V. Loepser
in der Zeit vom 3. Huli bis 4. Oktober die Falkensteinhöhle bei Tiergarten
(Hohenzollern) ausgegraben und bei der Gelegenheit auch auf badischem Ge-
biet, und zwar am Dernaufels bei Tiergarten (V.2l. Meßkirch) sowie am Teu-
felslvch bei Gutenstein (V.2l. Mehkirch) Grabungen ausgeführt. Die Falken-
steinhöhle enthielt Kulturschichten der La Tenezeit, der Hallstattzeit (mit
Herdstellen), der Vronzezeit, des Reolithikums, des Mesolithikums (mit Herd-
stelle). Die Hauptbedeutung kommt dem Mesolithikum zu, öas in der gleichen
2lusbildung auch am Vernausels und Teufelsloch festgestellt werden konnte.
Es handelt sich um eine Kulturgruppe, die bisher zum mindesten in Süd-
deutschland noch unbekannt ist und die im Gegensatz zu öen Freilandfunden
vollstänöig erfaßt werden konnte, d. h. mit menschlichen Resten, den Silex-
geräten (aus den Fundstellen am Falkenstein, Vernaufels und Probstfels zu-
sammen sast 10 000 Silices), den Knochengeräten (Harpunen aus Hirschgeweih,
Knochenspitzen, Glätter aus Hirschgeweih, Geräte aus Eberhauern), Schmuck-

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