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Badische Fundberichte: amtl. Nachrichtenbl. für die ur- u. frühgeschichtl. Forschung Badens — 3.1933/​1935(1936)

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Heft 6 (Januar 1935)
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Kimmig, Wolfgang: Fund zweier vorgeschichtlicher Skelette bei Burkheim a. K.
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https://doi.org/10.11588/diglit.27454#0230

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sammen, gemeinsam mit, aus-gefallenen Zähnen, öen Hälften öes Llnterkiefers
und mit gröheren Teilen des Gesichtschäöels zusammen in fehr lockerem,
staubartig gepulvertem Löh im Jnneren öes Schäöels.)

Die Topik des Skeletts war folgenöe:

Das Skelett lag auf öer Vauchseite (vgl. 2lbb. 87 unö 88), links wenige
Zentimeter tiefer als rechts, mit dem Kopf nach Osten, die Extremitäten öer
rechten Seite eng an den Rumpf angezogen, in öen grohen Gelenken (Hüfte,
Knie, Schulter, Ellenbogen, rechte Handwurzel) extrem gebeugt. Der linke
Ärm lag auffälligerweise fast rechtwinklig abduziert. Er war im Ellenbogen
gebeugt, inöem gleichzeitig die linke Hand (mit slektierten Fingern) links
neben den Halswirbeln ruhte, mit der Volarseite nach unten.

Der Kopf war erhoben, zurückgebeugt, etwas nach rechts gedreht, so öah
das Gesicht nach Südsüdosten schaute.

AnthropologischerBefund: Die Entwicklungsveife ist schätzungs-
weise aöulr bis mmur, das Geschlecht wahrscheinlich weiblich, die Rumpfknochen
schienen ohne Desonderheit. 2ln den Extremitäten ist auffällig die ausge-
sprochene Form einer sogenannten Säbelscheiöentibia.

Der Schädel ist gut modelliert, also ohne sichrve 2lnzeichen organischer,
inri-g viram entstandener Befchädigungen. Man findet keine für ein Trauma
sprechende 2lbsprengung in öer rgbuls virreg. älnstimmigkeiten in den Pro-
portionen ersch-einen unwesentlich und nur durch Derwitterung und zufällige
Risse, wie z. B. durch eingewachfene Wurzeln, beöingt.

Der Schädel ist öolichocephal (L. B. H. 71), was seine Höhe
betrifft: orthocephal (L. H. I. 73). Die blormg verricsli^ ist ovoid, die
dlorma oooipirglis zeigt ungesähr sog. Hausform. Das StirNbein ist wenig
zurückgeneigt, hochgewölbt, zeigt deutliche rubera krourglig. Es enthält einen
geväumigen Sinus, der durch eine klasfende, aber trotzdem öas Stirnbein nicht
völlig teilende Bihspalte leicht sondierbar ist. (Owbellg und TVrcus 8uper-
ciliari8 sind öeutlich ausgeprägt.) Die Stirn ist breit (transversaler F. P. 2. 73).

Die Scheitelbeine sind länger als öie Stirnbeine, i!n örr hinteren Hälfte
stärker gebogen als in der vorderen. Die rubers pgrietwig sind mähig ausge-
bildet. 2lm Hinterhauptbein ist die Oberschuppe g-egen die älnterfchappe stark
abgeknickt. Die älnterfchuppe läuft fast eben nach vorne. Die prorub. occi-
pit3Ü8 externs ist nur als feiner Borsprung nachweisbar. Die proce88ll8
M38loi<k sind klein.

Das Gesicht ist leptosop bis leptoprofop (Gesichtsindex etwa 9d). Das
Obergesicht ist mesen (Obergesichtsindex 52). Die 2lugenhöhlen sinö hoch (Orbi-
talindex etwa 9O, hypsiconch), rechteckig, mit schräg gestellter Querachse. Die
Kiefevgestaltung ist orthognath (Grenzprofilwinkel 86). Die ch.perr. pirikormü
ist schmal (Basalindex etwa 4l)> leptorhin).

Das Kinn springt wenig vor, zeigt einen deutlichen 8ulcu8 menl3Ü8, eine
inci8ur3 8ubmenr3Ü8 fehlt. Eine 8P>N3 §enio§Io883 rst nachweisbar. 2lstbreite
und 2lstwinkel des Llnterkiefers sind ohne chlarakteristische Besvnderheit. Die
Condylenachfen konvergieren nach hinten und unten auf einen Punkt, der bei
hovizontal aufgestelltem äln-terkieser im gleichen Mveau liegt wie der Tief-
punkt der inci8. nmnäibul.

Das Gebih ist sehr gut erhalten, mit allen Molaren. Bur die 2llveo-le des
oberen linken Eckzahnes ist leer, wahrfch-einlich ist der dazugehörige Zahn
beim Freipräparieren in der erwähnten Löhspälte verloren g-egangen. Die
Zahnkronen der Schneidezähne sind deutlich im 2lufbih abgekaut. Der Zahn-
bogen ist li-förmig.

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