Zwischen den Wohngvuben lag die sast kreisrunde Grube m 10. ein sast
zhlindrischer Schacht von 3.25 m, also recht erheblichem, Durchmesser. Er konnte
nur bis zu 2,70 m Tiefe unter der heutigen Oberfläche ausgehoben werden, öa
ein Tiefergehen kostspielige und langwierige Sicherungsmaßnahmen notwen-
dig gemacht hätte. Die Sohle war bis öahin noch keineswegs erreicht. Die
Füllung bestand ganz gleichmäßig aus schmutzigbraunem Kies ohne erkenn-
bare Schichtung mit nur verhältnismäßig wenig Külturresten (Scherben unö
Tierknochen). Der Zweck der Grube ist nicht geklärt. Die Deutung als Drun-
nen scheint mir nach Analogie der sehr ähnlichen, nur in ihrer Füllung ab-
weichenden Latenebrunnen nicht ausgeschlossen, obwohl bis in die ausgehobene
Tiefe Reste einer Verschalung oöer Ausmauerung noch nicht gefunöenwuröen.
Das Gesamtbild der karolingischen Siedlung ist bei der erst teilwersen
Aufdeckung natürlich noch recht unklar. Jmmerhin fällt öie relative Ge-
schlossenheit der Lage öer gesamten Grubengruppe, vor allem aber dio gleich-
mäßig öurchgeführte Ost-West- bezw. Nord-^Süö-Orientierung der Gruben
auf, die die Möglichkeit erhoffen läßt, bei umfassenöerer Grabung so etwas
wie Dorfgässen oöer Gehöfte feststellen zu können. Zurzeit sind öiese> Dinge
freilich noch recht problematifch, wie auch noch manche anöere Frage ungelöst
ist. Aach der Art öer Grubenfüllung, ihrem spärlichen Jnhalt an Keramik, so-
wie nach dem Fehlen von Abfallgruben möchte man fast annehmen, die Sied-
lung habe nur recht kurze Zeit bestanden, sie sei öann absichtlich aufgegeben
unb die Gruben dabel künstlich zugefüllt worden. 2m Zusammenhang mit der
regelmähigen Art der Anlage — man vergegenwärtige sich noch einmal öie
durchweg gleichen Ausmaße und die einheitliche Orientierung öer Gruben —
liehe das an eine organisierte, also militärische Aiederlassüng denken, wenn
dem nicht entgegenstände, daß von einer Defestigung, ohne die doch eine mili-
tärische Aieöerlassung auch in karolingifcher Zeit fchwer denkbar ist, auch nicht
eine Spur gefunden wurde.
Parallelen für die Hochstetter Grüben vermag ich aus öer mir zugänglichen
deutfchen Literatur nicht nachzuweifen. Dagegen entsprechen, wie mir H.
Gropengießer mitteilt, die von ihm im Winter 1933/34 untersuchten karo-
lingischen Gruben aus der Mannheimer Gegend^o^ den Hochstetter Gruben
in allem Wesentlichen. Ferner verdaüke ich G. Dersu den Aachweis einer von
ihm ausgegrabenen, gleichfalls noch unveröffentlichten ähnlichen Anlage aus
Kanzach O.A. Riedlingen (Württ.)^o8 ^nd einer „Archaeologia" bXXIII, 1923,
S. 147 ff. publizierten frühmittelalterlichen Siedlung aus England (Sutton
Courtenay, Berks.), die eine ganze Anzahl völlig gleicher Grubengrundrisse
geliefert hat wie Hochstetten. Es scheint sich also bei den Rechteckgruben mit je
einem Pfoftenloch in öer Mitte der Schmalseiten um einen besonders häufigen,
wenn nicht den Typ öes frühmittelalterlichen Bauernhauses zu handeln.
Nachtrag.
Die Arbeiten nach öer Ausgrabung von Dr. Aaß haben öas Dilö, das er
oben von der karolingischen Siedlung gegeben hat, noch etwas vervollständigt:
es find drei Gruben und vor allem ein gemauerter Drunnen hinzugekommen.
Dadurch ist das Südende der karolingischen Anlage feftgestellt.
^o^ Vergl. neuerdings die kurzen Mitteilungen Daö. Funöber. 3, 176;
Germania 18, 1934 S. 288 f.
io- Kurze Aotizen: Fundber. aus Schwab. 21, 1913, 108 und 22—24, 1914
bis 1916, 41.
290
zhlindrischer Schacht von 3.25 m, also recht erheblichem, Durchmesser. Er konnte
nur bis zu 2,70 m Tiefe unter der heutigen Oberfläche ausgehoben werden, öa
ein Tiefergehen kostspielige und langwierige Sicherungsmaßnahmen notwen-
dig gemacht hätte. Die Sohle war bis öahin noch keineswegs erreicht. Die
Füllung bestand ganz gleichmäßig aus schmutzigbraunem Kies ohne erkenn-
bare Schichtung mit nur verhältnismäßig wenig Külturresten (Scherben unö
Tierknochen). Der Zweck der Grube ist nicht geklärt. Die Deutung als Drun-
nen scheint mir nach Analogie der sehr ähnlichen, nur in ihrer Füllung ab-
weichenden Latenebrunnen nicht ausgeschlossen, obwohl bis in die ausgehobene
Tiefe Reste einer Verschalung oöer Ausmauerung noch nicht gefunöenwuröen.
Das Gesamtbild der karolingischen Siedlung ist bei der erst teilwersen
Aufdeckung natürlich noch recht unklar. Jmmerhin fällt öie relative Ge-
schlossenheit der Lage öer gesamten Grubengruppe, vor allem aber dio gleich-
mäßig öurchgeführte Ost-West- bezw. Nord-^Süö-Orientierung der Gruben
auf, die die Möglichkeit erhoffen läßt, bei umfassenöerer Grabung so etwas
wie Dorfgässen oöer Gehöfte feststellen zu können. Zurzeit sind öiese> Dinge
freilich noch recht problematifch, wie auch noch manche anöere Frage ungelöst
ist. Aach der Art öer Grubenfüllung, ihrem spärlichen Jnhalt an Keramik, so-
wie nach dem Fehlen von Abfallgruben möchte man fast annehmen, die Sied-
lung habe nur recht kurze Zeit bestanden, sie sei öann absichtlich aufgegeben
unb die Gruben dabel künstlich zugefüllt worden. 2m Zusammenhang mit der
regelmähigen Art der Anlage — man vergegenwärtige sich noch einmal öie
durchweg gleichen Ausmaße und die einheitliche Orientierung öer Gruben —
liehe das an eine organisierte, also militärische Aiederlassüng denken, wenn
dem nicht entgegenstände, daß von einer Defestigung, ohne die doch eine mili-
tärische Aieöerlassung auch in karolingifcher Zeit fchwer denkbar ist, auch nicht
eine Spur gefunden wurde.
Parallelen für die Hochstetter Grüben vermag ich aus öer mir zugänglichen
deutfchen Literatur nicht nachzuweifen. Dagegen entsprechen, wie mir H.
Gropengießer mitteilt, die von ihm im Winter 1933/34 untersuchten karo-
lingischen Gruben aus der Mannheimer Gegend^o^ den Hochstetter Gruben
in allem Wesentlichen. Ferner verdaüke ich G. Dersu den Aachweis einer von
ihm ausgegrabenen, gleichfalls noch unveröffentlichten ähnlichen Anlage aus
Kanzach O.A. Riedlingen (Württ.)^o8 ^nd einer „Archaeologia" bXXIII, 1923,
S. 147 ff. publizierten frühmittelalterlichen Siedlung aus England (Sutton
Courtenay, Berks.), die eine ganze Anzahl völlig gleicher Grubengrundrisse
geliefert hat wie Hochstetten. Es scheint sich also bei den Rechteckgruben mit je
einem Pfoftenloch in öer Mitte der Schmalseiten um einen besonders häufigen,
wenn nicht den Typ öes frühmittelalterlichen Bauernhauses zu handeln.
Nachtrag.
Die Arbeiten nach öer Ausgrabung von Dr. Aaß haben öas Dilö, das er
oben von der karolingischen Siedlung gegeben hat, noch etwas vervollständigt:
es find drei Gruben und vor allem ein gemauerter Drunnen hinzugekommen.
Dadurch ist das Südende der karolingischen Anlage feftgestellt.
^o^ Vergl. neuerdings die kurzen Mitteilungen Daö. Funöber. 3, 176;
Germania 18, 1934 S. 288 f.
io- Kurze Aotizen: Fundber. aus Schwab. 21, 1913, 108 und 22—24, 1914
bis 1916, 41.
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